Erich Cohn wurde am 16. Mai 1913 in Berlin geboren. Wie viele Jüdinnen und Juden wurde er ab 1938 zum „geschlossenen Arbeitseinsatz“ verpflichtet und gelangte so im April 1939 nach Bielefeld. Diese Form der Zwangsarbeit war seit 1938 nach und nach allen arbeitslosen Jüdinnen und Juden im Deutschen Reich auferlegt worden – von denen viele […]
Um 10:00 Uhr vormittags, am 20. Januar des Jahres 1942, begann die Versteigerung der Besitztümer von Gustav und Henriette Boas. Gustav Boas und seine Frau Henriette betrieben gemeinsam ein Wäschereigeschäft in der Kronenstraße 4. Henriette (*16. Januar 1882 in Bielefeld) übernahm das Geschäft nach dem Tod ihres Vaters. Hirsch Strauß, ihr Vater, hatte das Geschäft […]
Eintreffen im Sammellager Die Deportation nach Riga am 13. Dezember 1941 war die erste Abschiebung von Jüdinnen und Juden aus Ostwestfalen-Lippe. Es geschah am helllichten Tag: Am 10. Dezember trafen die ersten Jüdinnen und Juden, die zwei Tage später deportiert wurden, im Sammellager „Kyffhäuser“ am Kesselbrink ein, einem belebten Platz mitten in der Stadt. Dieses […]
Bau, Ausstattung und Einrichtung Im Zuge der nationalsozialistischen Aufrüstungspolitik entstanden in den 1930er Jahren zunächst zwei Bekleidungsämter der Luftwaffe – in Berlin und Sonneberg. Ab 1938 wurde in Bielefeld ein weiteres gebaut. Es umfasste, nach den Plänen des Wuppertaler Architekten Peter Klotzbach, ein etwa 45.000 m2 großes Fabrikgebäude und rund 244 Wohnungen in der „Luftwaffensiedlung“ […]
Das neue „Horst-Wessel-Haus“ Im Sommer 1936 übernahm die NSDAP-Kreisleitung mit Parteigliederungen den Bau an der damaligen Hindenburgstraße 13, nachdem das Finanzamt ein neues Dienstgebäude Ravensberger Straße 125 bezogen hatte. Wie bereits die frühere Parteizentrale Wilhelmstraße 6 wurde er nach dem in Bielefeld geborenen und in Berlin ermordeten SA-Mann Horst Wessel (1907-1930) benannt, so die Westfälischen […]
Eine junge Frau in Bielefeld Eine mutige Christin und „Bibelforscherin“ (Zeugen Jehovas), die auch während ihrer Haft an ihrem Glauben festhielt, war eine junge Frau aus Bielefeld. Sie hieß Frieda Laarmann und wurde am 1. Januar 1902 in Münster geboren. Mit 15 Jahren zog sie zusammen mit ihren Eltern Gustav Laarmann und Auguste Laarmann, geborene […]
Am 18. Oktober 1938 erreichte das Standesamt Bielefeld im Spiegelshof, Kreuzstraße 20, ein Antrag auf Beischreibung jüdischer Zwangsvornamen. Zwei Monate zuvor hatte das NS-Regime ein Gesetz erlassen, das Jüdinnen und Juden verpflichtete, ab dem 1. Januar 1939 einen ergänzenden Vornamen zu führen und ihn dem zuständigen Standesamt und der Meldebehörde anzuzeigen: Männer „Israel”, Frauen „Sara”. […]
Am 23. Januar 1942 fanden in der Versteigerungshalle Am Bach 12a Auktionen statt. Die vom Finanzamt bestellten Gerichtsvollzieher Karl Diestelhorst (1890-1948) und Rudolf Ulbricht (1880-1959) versteigerten dort entzogenes Vermögen der knapp sechs Wochen zuvor, am 13. Dezember 1941 nach Riga deportierten Jüdinnen und Juden aus Bielefeld: „Schränke, Tische, Möbel, Bettstellen, Bilder, Haus- und Küchengeräte, Geschirr […]