Die Schwestern Herta und Meta Goldstein

Meldekarte von Herta Goldstein, Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,3/Einwohnermeldeamt, Nr. 18.
Meldekarte von Meta Goldstein, Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,3/Einwohnermeldeamt, Nr. 18.
13. Dezember 1941
Lessingstraße 6, 33604 Bielefeld

Herta Goldstein, geboren 1888, war die jüngste von drei Schwestern der Familie Goldstein: Meta Goldstein, geboren 1882 und Clara, geboren 1883. Die Eltern waren Mathilde Goldstein, geb. Ruhstatt und Menke Goldstein, genannt Max, eines Kaufmanns in Bielefeld. Die Familie war im Jahr 1913 aus Halle in Westfalen nach Bielefeld gekommen.

Herta Goldstein war Krankenschwester. Es ist möglich, dass sie diesen Beruf während des Ersten Weltkriegs erlernt hatte – denn von dieser Zeit an (ab 1915) wechselte sie häufig ihren Wohnort, was für alleinstehende Frauen zur damaligen Zeit noch keineswegs üblich war. Es verschlug Herta dabei mehrmals nach Berlin, Göttingen und Hannover, aber auch nach Wuppertal, Dresden, Duisburg und sogar Brüssel in Belgien. Sie lebte zwischendurch aber immer wieder in der Kavalleriestraße 20 bei ihrer Mutter Mathilde Goldstein – auch noch, nachdem ihr Vater Max Goldstein am 19. Oktober 1926 im Alter von 75 Jahren gestorben war.

Meta und Clara machten dabei aber nicht dieselbe „Karriere“ wie Herta: Von Clara wissen wir, dass sie einen Herrn Schürmann heiratete und zunächst aus Bielefeld verzog. Ein Jahr später zog sie wieder in der Kavalleriestraße ein und lebte bis zur Deportation im Dezember 1941 in Bielefeld. Meta hingegen verblieb in Bielefeld bis zur Deportation nach Riga.

Ihre Mutter Mathilde Goldstein verstarb am 22. Juni 1939. Die Familie hatte ihr angestammtes Heim in der Kavalleriestraße aber offenbar bereits 1932 verlassen – ab diesem Zeitpunkt war die Mutter bei ihrer Tochter Meta in der Pestalozzistraße 7 gemeldet, ab Januar 1939 gemeinsam mit dieser in der Laerstraße 12. Erst 1937 kehrte auch Herta endgültig wieder nach Bielefeld zurück. Nach dem Tod der Mutter wohnten Herta und Meta gemeinsam in der Richard-Wagner-Str. 14 (heute womöglich Lessingstraße 6), ihr letzter freiwilligen Wohnort. Im Dezember 1941 wurden sie zusammen mit den anderen Bielefelder Jüdinnen und Juden nach Riga deportiert – von beiden hat man nie wieder etwas gehört.

Spur aufgenommen und Recherche
David Hecken
Landesarchiv Nordrhein Westfalen – Abteilung OWL

Weitere Recherchen
Nicole Gensior
Universität Bielefeld

Literatur

  • Minninger, Monika / Meynert, Joachim / Schäffer, Friedhelm (Hrsg.), Antisemitisch Verfolgte registriert in Bielefeld 1933-45. Eine Dokumentation jüdischer Einzelschicksale (Bielefelder Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte 4) Bielefeld 1985.
  • Niemann, Ursula, Liste der um 1933 in Bielefeld ansässig gewesenen Juden und ihre Schicksale sowie ein Überblick über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Bielefeld, Bielefeld 1972.

Quellen

  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,2.20/Standesamt, Personenstandsregister, Nr. 300-1926,2: Sterberegister Bielefeld 1926, Bd. 1, Nr. 674.
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,3/Einwohnermeldeamt, Nr. 18: Meldekartei Bielefeld-Mitte, 1920-1958.
Veröffentlicht am und aktualisiert am 8. Dezember 2021

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