Das Onlineportal beginnt mit der Spurensuche zur “Machtergreifung in Bielefeld 1933” einen Themenkomplex, der in den nächsten Jahren fortgeschrieben und weiter beforscht werden soll. In Zusammenarbeit mit dem ERASMUS-PROJEKT “DEMOS” des Westfalen-Kollegs Bielefeld werden fünf Spuren veröffentlicht, die einen ersten Zugang zu dem weitverzweigten Themenkomplex ermöglichen:
Weitere Spuren zu Opfern und Tätern sowie zum Aufbau des Machtapparats des NS-Regimes in Bielefeld können fortlaufend erstellt und bearbeitet werden (Mitmachen!).
Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch Reichspräsident Paul von Hindenburg am 30. Januar und dem Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933 begann ein zunächst politischer Prozess, an dessen Ende am 8. Mai 1945 mehr als sechs Millionen systematisch ermordete Juden und weitere Millionen verschiedener Bevölkerungsgruppen, Soldaten und Zivilisten in ganz Europa stehen. Mit dem Begriff “Machtergreifung” (Quellenbegriffe: „Nationale Revolution“ oder „Nationale Erhebung“) wird jener frühe Prozess bezeichnet, der die Durchdringung der nationalsozialistischen Machtausübung in alle Bereiche des Lebens beschreibt. Betroffen waren zunächst staatliche Strukturen, Juden und Oppositionelle. Einige schlossen sich aktiv den Nationalsozialisten an – andere wurden boykottiert, verhaftet oder gleichgeschaltet. Anfänglicher Widerstand blieb weitestgehend erfolglos.
In Bielefeld wurden schon am 2. Februar 1933 von der Polizei Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und Publikationsverbote durchgeführt. Es folgten Aufbau, Ausrüstung und Kompetenzerweiterungen für die Gestapo, SA und SS im Rahmen der Reichstagsbrandverordnung (28. Februar 1933) sowie erste Verfolgungen und KZ-Inhaftierungen von Sozialdemokrat*innen, Sozialist*innen und Kommunist*innen. Der erste Boykott der jüdischen Geschäfte und Rechtsanwälte wurde in Bielefeld am 1. April 1933 von SA und SS organisiert.