In Bielefeld werden der “Feiertag der nationalen Arbeit” und der “Tag der Volksgemeinschaft” begangen

1. Mai 1933, Fahnenweihe am Haus des Handwerks.
1. Mai 1933, Fahnenweihe am Haus des Handwerks. Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3 Fotosammlung Nr. 91-02-049.
Umzug der Belegschaft der Firma Meister Fahrradwerke GmbH am 1. Mai.
Umzug der Belegschaft der Firma Meister Fahrradwerke GmbH am 1. Mai, Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3 Fotosammlung Nr. 91-02-053.
1. Mai 1933 in den Heeper Fichten.
1. Mai 1933 in den Heeper Fichten, Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3 Fotosammlung Nr. 91-02-072.
1. Mai 1933
Heeper Fichten, 33607 Bielefeld

Am 1. Mai 1933, dem “Feiertag der nationalen Arbeit” und “Tag der Volksgemeinschaft” machten sich auch hier in Bielefeld um die 50.000 Menschen auf den Weg zu einer zentralen Kundgebung des NS-Regimes. Diese wurde in Bielefeld bei den Heeper Fichten abgehalten.

1889 benannte die “sozialistische Nationale” den 1. Mai zum “Kampftag der Arbeit”. An diesem Tag sollte überall auf der Welt demonstriert werden – für die Ziele und Rechte aller Arbeitenden. Doch das NS-Regime machte aus dem 1. Mai den “Tag der nationalen Arbeit”, mit der Intention, diesen Tag in eine Propagandaveranstaltung umzugestalten.

Vorbereitungen für den 1. Mai 1933

Das gesamte Ereignis wurde im großen Rahmen gefeiert, Bielefeld wurde beflaggt und geschmückt. Es wurden Aufmärsche vorbereitet, deren Zielort die Heeper Fichten waren. Dort wurde die zentrale Kundgebung abgehalten.

Aber nicht nur die Aufmärsche standen im Zentrum dieses Tages. In den “Westfälischen Neuesten Nachrichten” vom 29. April1933 wurden die Feiern zum 1. Mai mehrfach angekündigt und zur Teilnahme aufgefordert. Zudem wurde “Der neue Sinn des 1. Mai” propagiert. Zahlreiche Gasthöfe luden zum Treffen an diesem Tag ein. In dem Artikel mit dem Titel “Fahnen raus!” wurde an die Bevölkerung appelliert, die Stadt zu schmücken.

Kundgebung bei den Heeper Fichten

Bei der Kundgebung sollten die Betriebsgewerkschaften, vertreten durch die Betriebsgefolgschaft und dem Betriebsführer, “Zeugen der Überwindung” der Kluft zwischen den Arbeitern und den Arbeitgebern werden. Dies sollte durch gemeinschaftlichen Märsche der Unternehmer und Angestellten unter dem jeweiligen Firmenschild vermittelt werden.

Unter den 50.000 Teilnehmenden waren neben Arbeitern, Angestellten und Unternehmern auch Handwerkermeister, Beamte, die SS und Angehörige des Stalhelms vertreten. Während der Kundgebung bei den Heeper Fichten wurden zunächst Reden von Hindenburg und Goebbels übertragen. Im Anschluss hielt Erwin Voß, Anführer der Nationalsozialistischen Betriebszellen-Organisation, die Hauptansprache.

Die Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds nahmen in der Hoffnung an der Veranstaltung teil, so vom NS-Regime toleriert und akzeptiert zu werden. Dieser Gedanke wurde aber bereits am nächsten Tag, dem 2. Mai 1933, mit dem Überfall auf die Gewerkschaftshäuser – in Bielefeld mehrere Gebäude, u.a. die “Eisenhütte” in der Marktstraße – und folglich mit der Zerschlagung der Gewerkschaften im Keim erstickt.

Spur aufgenommen und Recherche
Michelle Keller
ERASMUS-PROJEKT „DEMOS“, Westfalen-Kolleg Bielefeld

Literatur

  • Lüpke, Jana / Lüpke, Reinhard, SA-Terror in der Scholle-Siedlung “Heeper Fichten”. Zur Interpretation eines Fotofundes, in: Ravensberger Blätter, Zweites Heft (2007), S. 1-16.
  • Vogelsang, Reinhard, Im Zeichen des Hakenkreuzes Bielefeld 1933-1945(Bielefelder Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte 5), Bielefeld 1986 (3.Auflage).

Quellen

  • Westfälische Neueste Nachrichten, 29. April 1933. URL
  • Westfälische Neueste Nachrichten, 2. Mai 1933. URL
Veröffentlicht am und aktualisiert am 28. Februar 2022

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