Jacob und Hildegard Stein werden aus Bielefeld nach Riga deportiert

Sterbeurkunde des Sohnes Fritz-Günter, der 1937 an der Grippe verstarb.
Sterbeurkunde des Sohnes Fritz-Günter, der 1937 an der Grippe verstarb. Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,2.20/Standesamt, Nr. 300-1937-1 (7/1937)
Bild der Familie Stein, zweite Reihe, dritte Person von links: Hildegard Stein.
Bild der Familie Stein, zweite Reihe, dritte Person von links: Hildegard Stein. Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung Nr. 95-013-144.
13. Dezember 1941
Herforder Straße 52, 33602 Bielefeld

Familie und Leben

Hildegard Stein geborene Cohn ist am 22. Januar 1896 in Eisenach geboren. Ihre Mutter war Therese Cohn, geboren am 29. Januar 1873 in Stadtlengsfeld und verstorben am 7. Dezember 1958 in Würzburg. Sie heiratete den am 29. August 1879 in Crone geborenen Kaufmann Jacob Stein. Am 6. April 1925 kam der Sohn Fritz-Günter in Bielefeld auf die Welt. Fritz-Günter ist am 1. Januar 1937 an der Grippe in Bielefeld gestorben. Hildegard ist offiziell am 1. November 1926 nach Bielefeld in die Detmolder Straße 41a zu ihrem Mann gezogen, der bereits seit 1911 in Bielefeld wohnte. Danach sind sie zum letzten Mal freiwillig in die Herforder Straße 52 umgezogen.

Jacob Stein war Teilhaber der Familienfirma L. Stein & Co., die er gemeinsame mit seinen Brüdern Ernst, Louis und Hermann sowie seinem Schwager Max Oppenheimer führte. Die Firma war in der Marktstraße 23/25 und wurde am 7. Dezember 1939 im Rahmen der sogenannten „Arisierung“ aufgelöst, und von der Firma Dörrenbach & Schmidt/ Dörrenbach u. Co. KG. weitergeführt. Jacob hingegen musste als Hilfsarbeiter arbeiten, um seine Familie zu ernähren

„Judenhaus“ und Deportation

Nach der Reichpogromnacht wurde Jacob gemeinsam mit seinen drei Brüdern in Buchenwald inhaftiert. Wann genau er entlassen wurde, ist unbekannt. Die Quellen legen nahe, dass die Familie daraufhin erfolglos versuchte, die eigene Auswanderung zu bewerkstelligen. Am 13. Februar 1939 ging es für Hildegard und Jacob Stein in das „Judenhaus“ in die Steinstraße 7. Dort waren sie dann genau zwei Jahre und zehn Monate, als es von dort aus am 13. Dezember 1941 nach Riga ging. In Riga sind Hildegard und Jacob Stein am 26. März 1942 gestorben. Jacobs Nichte Inge Friedemann, geborene Rosenthal, berichtete von einer Erschießungsaktion im Wald, der Jacob und Hildegard zum Opfer fielen. Auf dem Weg dorthin ließen sie Bilder fallen, die sie bei sich trugen.

Spur aufgenommen und Recherche
Celina Joy Siebenhaar
Laborschule Bielefeld
Nicole Gensior
Universität Bielefeld

Literatur

  • Minninger, Monika / Meynert, Joachim / Schäffer, Friedhelm (Hrsg.), Antisemitisch Verfolgte registriert in Bielefeld 1933-45. Eine Dokumentation jüdischer Einzelschicksale (Bielefelder Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte 4) Bielefeld 1985.

Quellen

  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,1/Ordnungsamt, jüdische Gewerbekartei Nr. 1181 (Stein L &. Co).
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,3/Einwohnermeldeamt, Nr. 18: Meldekartei Bielefeld-Mitte, 1920-1958.
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 109,3/Amt für Wiedergutmachung Stadt, Nr. B 1.
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 109,3/Amt für Wiedergutmachung Stadt, Nr. B 5.
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 109,3/Amt für Wiedergutmachung Stadt, Nr. B 33.
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 109,3/Amt für Wiedergutmachung Stadt, Nr. B 193.
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 109,3/Amt für Wiedergutmachung Stadt, Nr. B 56.
Veröffentlicht am und aktualisiert am 25. Januar 2022

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