Louis Stein wurde am 29. Januar 1882 in Crone, im heutigen Polen, geboren. Er war das dritte von insgesamt acht Kindern. Seine Geschwister zogen ebenfalls nach Bielefeld und wurden später mit ihm gemeinsam nach Riga deportiert. Zu den Geschwistern Stein zählen neben Louis seine Brüder Jacob, Ernst und Hermann sowie seine Schwestern Minna, Martha Silberstein (verwitwete Oppenheimer), Rosa Hauptmann und Betty (Bertha) Rosenthal. Louis selbst blieb ledig und kinderlos.
Am 2. Januar 1911 zog er nach Bielefeld und gründete noch im gleichen Jahr die Firma Louis Stein & Co, die Herrenkleider in der Marktstraße 23/25 herstellte. Obwohl Louis der Gründer und Hauptinhaber war, besaßen seine Brüder ebenfalls Anteile an der Fabrik und bezogen hohe Positionen innerhalb der Geschäftsführung. Max Oppenheimer, der Ehemann seiner Schwester Martha, hatte ebenfalls Firmenanteile, die nach seinem Tod 1933 an Martha vererbt wurden. Bis zur Machtergreifung zählte das Unternehmen zu einem der bedeutendsten in seinem Bezirk, sodass im Jahr 1920 eine OHG gegründet wurde. Mit dem Aufstieg der Nazis verschlechterten sich die Geschäfte zunehmend, weil die Firma jüdisch war. Am 7. Dezember 1939 wurde sie endgültig aufgelöst und von der Firma Dörrenbach & Schmidt/Dörrenbach u. Co. KG. im Rahmen der sogenannten „Arisierung“ übernommen. Zuvor hatten die Geschwister sie bereits aufgegeben. Infolgedessen zwang man Louis zur Untätigkeit, denn aufgrund des bereits fortgeschrittenen Alters wurde er nicht mehr – anders als seine Brüder – als Hilfsarbeiter eingesetzt.
Bei der Pogromnacht 1938 wurde er verhaftet und im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Um entlassen zu werden, ließ Louis sich dazu bewegen, auszuwandern. Wieder in Bielefeld angekommen fing er an, seine Auswanderung nach Australien vorzubereiten. Dazu tätigte er mehrere hohe Überweisungen, doch vorher wurde er am 13. Dezember 1941 nach Riga deportiert. Mit ihm wurden seine Geschwister und deren Ehepartner mit Kindern deportiert. Von der gesamten Familie Stein überlebte nur seine Nichte Inge Friedemann, die Tochter seiner Schwester Betty Rosenthal. Die übrigen Familienmitglieder starben in Riga. Dabei ist das tatsächliche Todesdatum von Louis Stein unbekannt, er wurde am 28. Juli 1944 für tot erklärt, allerdings ist er vermutlich schon vorher gestorben.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges nutzte Inge die Möglichkeit und beantragte Wiedergutmachung für all ihre Familienmitglieder. Die Familie Stein und das Unternehmen L. Stein & Co. haben durch die Verfolgung der Juden und die Arisierung Schaden erlitten. Für die Entschädigung dieses Schadens trat Inge als Erbin der Steins ein.
Spur aufgenommen und Recherche
Nicole Gensior
Universität Bielefeld