Johannes Ernst: Ein Lebensweg in schwierigen Zeiten

Kündigungsschreiben der Mielewerke, 10. Juni 1936.
Kündigungsschreiben der Mielewerke, 10. Juni 1936. Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 300,7/Kleine Erwerbungen, Nr. 1402
Schutzhaftbefehl gegen Johannes Ernst vom 24. Mai 1938.
Schutzhaftbefehl gegen Johannes Ernst vom 24. Mai 1938. Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 300, 7/Kleine Erwerbung, Nr. 1401
10. Mai 1938
Waldbreede 5, 33649 Bielefeld

Heinrich Friedrich Johannes Ernst wurde am 26. Dezember 1900 in Leteln im Kreis Minden geboren. Er war „Bibelforscher“/Zeuge Jehovas und Vater eines Kindes. Sein Leben war stark von den politischen und sozialen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts geprägt. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Stationen seines Lebens, seine beruflichen Herausforderungen und die damit verbundenen rechtlichen Auseinandersetzungen.

Berufliche Laufbahn und Entlassungen

Johannes Ernst begann seine berufliche Karriere als Dreher bei der Firma Miele. Seine erste Anstellung dauerte vom 28. Mai 1919 bis Februar 1926. Am 27. Dezember 1926 kehrte er zur Firma zurück und blieb dort bis zum 16. Juni 1936. An diesem Tag wurde Ernst, nach etwa 15 Jahren, im Einvernehmen mit der NSDAP von der Firma entlassen. Diese Entlassung war ein schwerer Schlag für ihn, da er aufgrund der politischen Repressionen keine Möglichkeit hatte, in seinem Beruf weiterzuarbeiten. Obwohl die Firma seine treue Arbeit würdigte, empfahl sie ihm, sich an die Parteistellen zu wenden, um eine eventuelle Rückkehr zu erreichen. Eine Anschlussanstellung fand er bei Seydel & Co, verlor diese jedoch am 16. Juni 1938 ebenfalls.

Verfahren durch die Deutsche Arbeitsfront (DAF) 1940

Johannes Ernst wurde beschuldigt, gegen die Ehren- und Disziplinarordnung der DAF verstoßen zu haben, indem er sich als „Bibelforscher“ betätigte. Das Ehren- und Disziplinargericht der DAF eröffnete ein Verfahren gegen ihn und verhandelte seine Angelegenheit am 22. Januar 1940 in seiner Abwesenheit. Bereits 1939 war er vom Sondergericht Dortmund wegen fortgesetzten Vergehens gegen die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Er verbrachte 15 Monate im Gefängnis: vom 3. Juni 1938 bis zum 31. Juli 1939 – war zuvor am 10. Mai 1936 im Polizeigefängnis Bielefeld in Schutzhaft genommen worden. Das Gericht entschied, Johannes Ernst aufgrund seiner Tätigkeit als „Bibelforscher“ aus der Deutschen Arbeitsfront auszuschließen. Obwohl von einem dauerhaften Ausschluss abgesehen wurde, wurde ihm die Würdigkeit zur Bekleidung von Ämtern in der DAF auf Lebenszeit aberkannt.

Entschädigungsanträge und Rentenangelegenheiten

Nach dem Krieg stellte Johannes Ernst Anträge auf Entschädigung für Verdienstminderung. Trotz Vorlage aller erforderlichen Unterlagen wurden seine Anträge zunächst abgelehnt. Er widersprach dieser Ablehnung und forderte eine erneute Überprüfung. Schließlich erhielt er einen Entschädigungsbetrag in Höhe von 2.400 DM, 150 DM monatlich.

Nach dem Krieg (1945–1951)

Nach dem Krieg suchte Ernst nach angemessenem Wohnraum, was durch die Nachwirkungen der NS-Verfolgung und den allgemeinen Wohnungsmangel schwierig war. Die Wohnprobleme sind eng mit Ernsts Verfolgungsgeschichte verknüpft und spiegeln die Schwierigkeiten vieler verfolgter Familien nach dem Krieg wider. Der Vorgang ist erinnerungswürdig, da er die anhaltenden Herausforderungen und die Widerstandskraft Überlebender des NS-Regimes verdeutlicht.

Schlussfolgerung

Johannes Ernst’ Leben war geprägt von beruflichen Erfolgen und schweren Rückschlägen, verursacht durch die politischen Verhältnisse seiner Zeit. Trotz der Herausforderungen, denen er sich aufgrund seines Festhalten an seinen Glauben stellen musste, kämpfte er unermüdlich um seine Rechte und die seiner Familie. Sein Lebensweg ist ein beeindruckendes Zeugnis für die Widerstandskraft und den Überlebenswillen eines Mannes in einer der dunkelsten Epochen der Deutschen.

Spur aufgenommen und Recherche
Dadvin Eedo Sabri, Anastasia Oppong
Rudolph Rempel Berufskolleg

Quellen

  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,3/Einwohnermeldeamt, Nr. 33.: Meldekartei Brackwede ca. 1920-1984
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 120,3/Wiedergutmachung Kreis, Nr. A 132
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 300,7/Kleine Erwerbungen, Nr. 1401
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 300,7/Kleine Erwerbungen, Nr. 1402
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