Knapp zwei Monate nach der Machteroberung durch die Nationalsozialisten fanden auch in Bielefeld am 5. und 12. März 1933, trotz massiver Störungen, mit den Reichstag- bzw. Kommunalwahlen formal noch demokratische Wahlen statt. Für die Wahl zur Stadtverordnetenversammlung stellte die Bielefelder Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) Hermann Wörmann als Listenführer auf. Trotz Verfolgung durch SA, SS und politischer Polizei konnte die Kommunistische Partei in unserer Stadt die Zahl ihrer Mandate von drei auf vier erhöhen. Wörmann und die anderen gewählten KPD-Vertreterinnen und Vertreter, wie Else Zimmermann, konnten aber ihre Abgeordnetenmandate nicht wahrnehmen. Bereits nach dem Reichstagsbrand Ende Februar 1933 begann auch in Bielefeld die massive Verfolgung und Verhaftung von politischen Gegnern des Regimes.
Hermann Wörmanns politisches Engagement reicht bis in die 1920er Jahre zurück. Bereits ein Jahr nach ihrer Gründung im Jahre 1919 trat er der KPD bei.
Ihm gelang es vom einfachen Parteimitglied zum Funktionär aufzusteigen. Bis zu ihrem Verbot im Jahre 1933 war er sehr aktiv in dieser Partei. Er bekleidete u.a. das Amt eines “Straßenzellenleiters” und ab 1931 das des politischen Leiters. In dieser Funktion koordinierte Wörmann die Parteiarbeit für den gesamten Unterbezirk Bielefeld, der aus fünfunddreißig Ortsgruppen bestand. Außerdem organisierte er als Vorsitzender des “Erwerblosenausschusses” Kundgebungen.
Um zu verstehen, welche Funktionen Hermann Wörmann innerhalb der lokalen KPD innehatte, ist es wichtig zu wissen, dass die Gesamtpartei sich im Jahre 1925 neue Strukturen gegeben hatte. Nach heftigen Flügelkämpfen und als Reaktion auf Stimmenverluste bei den letzten Reichstagswahlen setzte sie stärker auf eine basisorientierte Ausrichtung. Vor allen durch die Schaffung von “Betriebszellen” und “Straßenzellen” in den Wohngebieten als unterste Organisationseinheiten versprach sich die KPD neue Impulse im Kampf um die Mehrheit der Arbeiterklasse. Außerdem rückte die aufgrund der Wirtschaftskrise steigende Zahl der Erwerblosen stärker in den Fokus der Parteiarbeit.
Die KPD entwickelte sich in der Weimarer Republik zu einer Massenpartei mit rund 320.000 Mitgliedern, wurde 1932 bei den Reichstagswahlen hinter NSDAP und SPD drittstärkste Kraft und konnte nahezu sechs Millionen Wähler mobilisieren.
Hermann Wörmann wurde am 6 Juli 1896 in Bielefeld-Sieker geboren. Als Neunzehnjähriger erreichte ihn die Einberufung zum Militär. Bei der Schlacht von Verdun 1916 verletzte ihn ein Granatsplitter schwer. Nach einer Dienstverpflichtung bei den Krupp-Werken in Essen kehrte er als Kriegsversehrter in seine Heimatstadt zurück.
Hermann Wörmann heiratete Hedwig Koring. Das Hochzeitungsdatum ist unbekannt. Ihr einziger Sohn war 1943 Soldat an der “Ostfront”. Die Familie lebte zuletzt in der Althoffstraße 14 in einer Siedlung der “Freien Scholle”.
Nach Ende des Ersten Weltkrieges bis zum Jahre 1930 arbeitete er als Kartonzuschneider bei der Bielefelder Herrenwäschefabrik Dornbusch & Co. Nach drei Jahren Arbeitslosigkeit fand er bei der Bielefelder Papierwarenfabrik und Großbuchbinderei Richard Dohse & Sohn bis Juni 1943 eine neue Beschäftigung. Diese Phase seiner Erwerbstätigkeit wurde immer wieder unterbrochen durch sein Leben in der Illegalität und Haftzeiten in Gefängnissen und Zuchthäusern.
Als ehemaliger kommunistischer Funktionär und Regimegegner geriet Hermann Wörmann nach der Machteroberung der NSDAP schnell in den Fokus der Gestapo. Hermann Wörmann wurde am 4. Juli 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 15. September 1944 hingerichtet.
Spur aufgenommen und Recherche
Detlev Hamann, Lutz Havemann
Arbeitskreis “Bielefelder Arbeiter*innen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus