Olga Laubheim – jüdische Patientin in Bethel

Der Stolperstein vor dem Haus Groß Bethel.
Der Stolperstein vor dem Haus Groß Bethel. Bildrechte: P+K Bethel.
Die Rückseite des Hauses Groß Bethel im Jahr 1940.
Die Rückseite des Hauses Groß Bethel im Jahr 1940. Hauptarchiv Bethel, 9 Groß Bethel.
Die Patientinnen im Speisesaal von Groß Bethel, 1931.
Die Patientinnen im Speisesaal von Groß Bethel, 1931. Hauptarchiv Bethel, GB 2_Groß Bethel.
21. September 1940
Bethelweg 8, 33617 Bielefeld

Olga Laubheim war eine von insgesamt sieben jüdischen Patientinnen und Patienten, die am 21. September 1940 von Bethel aus in die Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf bei Hannover verlegt wurden, um von dort aus in die Tötungsanstalt Brandenburg/Havel gebracht zu werden. Hier ermordete man sie, gemeinsam mit anderen Frauen, Kindern und Männern, wenige Tage nach ihrer Ankunft mittels Gas. Die systematische Ermordung von jüdischen Menschen, die in einer Anstalt lebten, wurde in einer „Sonderaktion“ im Rahmen der „Aktion-T4“ beschlossen.

Olga Laubheim verbrachte einen Großteil ihres Lebens in der Anstalt Bethel

Geboren wurde Olga Laubheim am 1. Juni 1876 in Bochum. Seit ihrem siebten Lebensjahr litt sie an Epilepsie und befand sich in regelmäßiger ärztlicher Behandlung. Im Alter von 18 Jahren brachte ihr Vater sie nach Bethel. Er erhoffte sich hier eine bessere medizinische Versorgung und Betreuung für seine Tochter. Bethel hatte sich bereits im Jahr 1867 auf die Behandlung epilepsiekranker Menschen spezialisiert.

Olga Laubheim kam am 16. Mai 1895 nach Bethel, wo sie die nächsten 45 Jahre ihres Lebens verbrachte, den größten Teil davon im Haus Groß-Bethel. Details über ihr alltägliches Leben oder die Entwicklung ihrer Krankheit sind nicht überliefert. In der Regel wurden Frauen mit einer ähnlichen Erkrankung ihrem gesundheitlichen Zustand entsprechend mit leichten Haushaltsarbeiten auf der Station beschäftigt. In einer ärztlichen Bescheinigung an die Jüdische Kultusvereinigung beschreibt der leitende Arzt Dr. Gerhard Schorsch, dass Olga Laubheim zeitweise mit dem Auseinanderzupfen von Stoffresten beschäftigt wurde. Genau überliefert ist hingegen, dass sie schriftlichen Kontakt zu ihrer Schwester Helene pflegte. Die handschriftlichen Briefe ihrer Schwester sind in der Patientenakte erhalten.

Durch die „Namensänderungsverordnung“ der Nationalsozialisten vom 17. August 1938 erhielt auch Olga Laubheim zu Beginn des Jahres 1939 den zusätzlichen weiblichen Zunamen „Sara“, welcher sie als Mensch jüdischer Herkunft bzw. Glaubens zusätzlich stigmatisieren sollte.

Gedenken an die Opfer

Zur Erinnerung der Opfer wurde im September 1989 an der Zionskirche in Bethel eine Tafel mit der Aufschrift: „Gedenket derer, die unter uns lebten und nur, weil sie anders waren, zwischen 1933 und 1945 erniedrigt, ermordet, verscharrt wurden. Herr Gott erbarme dich“ angebracht. Olga Laubheim wurde 64 Jahre alt. In Gedenken an sie wurde am 11. Februar 2019 am Bethelweg vor ihrem letzten Pflegehaus ein Stolperstein verlegt.

Spur aufgenommen und Recherche
Alina Ebmeyer
Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel

Literatur

  • Kaminsky, Uwe, Paternalistische Verschwiegenheit. Bethel, die Zwangssterilisation und die NS-„Euthanasie“, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 89/2020, S. 69-87.
  • Stockhecke, Kerstin, September 1940: Die „Euthanasie“ und die jüdischen Patienten in den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, in: Brack, Claudia / Burkardt, Johannes / Burkardt, Wolfgang Günther / Murken, Jens (Hrsg.), Kirchenarchive mit Zukunft. Festschrift für Bernd Hey zum 65. Geburtstag, Bielefeld, S. 2007, S. 131-142.

Quellen

  • Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel (HAB), Sonderbestand jüdische Patientinnen und Patienten, 2.
  • Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel (HAB), Bethelkanzlei 1, 38.
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