Die am 8. Januar 1888 in Driesdorf im Drillkreis geborene Toni Lieber war die Schwester von Ernst Lieber. Dieser war verheiratet mit Thekla Heine, der Tochter von Adolf Heine, der die Adolf Heine Firma gegründet hat, in der auch Toni bis zum Jahr 1937 als Verkäuferin tätig war. Nach der darauffolgenden „Arisierung“ der Firma arbeitete sie als Haushilfe bei einem Lehrer in Dinslaken und vom 1. Januar bis 31. Dezember 1938 als Hilfsarbeiterin bei der Firma Richard Dohsen & Sohn in Bielefeld. Sie wurde damals als “Volljüdin” deklariert und erlebte daher deutliche rassenideologische Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Die Ausgrenzungen führten über Diskriminierung bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes. Sie wurde am 31. März 1942 in das Warschau Getto deportiert – in der Meldekarte ist nur „Evakuierung“ vermerkt worden. Die Deportationen im Jahr 1942 verschleppten von März bis Juli Jüdinnen und Juden in mehreren Sammelzügen von Bielefeld nach Warschau, Auschwitz und Theresienstadt. In Bielefeld wurden sie etwa eine Woche vor ihrer Deportation aufgefordert, sich in einem Sammellager einzufinden, zusammen mit Jüdinnen und Juden aus Münster und dem heutigen Ostwestfalen-Lippe. Dies war in Bielefeld der „Kyffhäuser“ am Kesselbrink. Ihnen wurde nur die Mitnahme von wenigen Gegenständen des persönlichen Bedarfs gestattet.
Über das weitere Schicksal von Toni Lieber, wie auch ihr genaues Todesdatum ist bis heute nichts bekannt.
Im Zuge des Wiedergutmachungsverfahrens wurde Toni Lieber zum 8. Mai 1945 rückwirkend für tot erklärt. Nach ihrem Tod haben ihre Neffen und ihre Nichte, Erich Lieber, Martha Jacobs, Kurt Kamp und Alfred Kamp ein Entschädigungsverfahren initiiert. Das Verfahren war sehr aufwändig, da u.a der Tod von Toni Lieber noch nicht festgestellt worden war. Auch über den International Tracing Service (ITS) in Bad Arolsen konnten keine Informationen über den weiteren Verbleib von Toni Lieber ermittelt werden.
Spur aufgenommen und Recherche
anonym
Rudolf Rempel Berufskolleg