Deportation der Familie Davidsohn aus Bielefeld nach Riga

Foto von Vera Davidson
Vera Davidsohn. Foto: Privatbesitz.
Familie Benny, Erna und Vera Davidson
Familie Benny, Erna und Vera Davidsohn. Foto: Privatbesitz.
13. Dezember 1941
Mühlenstraße 42, 33607 Bielefeld

Die Transporte nach Riga waren Bestandteil der zweiten Deportationswelle, die am 8. November 1941 begann und bis zum 6. Februar 1942 andauerte. Auch aus Bielefeld und Umgebung standen über 400 jüdische Bürger auf den Listen, die für Bielefeld vor dem Einmarsch der Alliierten vernichtet wurden. Inzwischen ist es dank Forschungsarbeiten gelungen, diese Listen zu rekonstruieren. Schwerpunktmäßig betraf es junge Familien, die gerade erst verheiratet waren. Für den kompletten Zug ist die Anzahl von 47 Kindern überliefert worden.

Ein Kind war die dreijährige Vera Davidsohn (geb. 20. März 1938), die mit ihren Eltern Benny (geb. 21. Juli 1910 und von Beruf Händler) und Erna (geb. 26. November 1913) in der 15er Straße 42 (heutige Hans-Sachs-Straße) in Bielefeld wohnte. Die Eltern Benny und Erna Davidsohn hatten am 23. Dezember 1937 geheiratet.

Die Menschen für die Deportation am 13. Dezember wurden am 10. Dezember aus ihren Häusern geholt, ihnen waren 100 Pfund Gepäck erlaubt und sie mussten im Vorfeld noch 34 Reichsmark pro Person für Strohsack und Gepäckbeförderung bezahlen. Die Gaststätte Kyffhäuser am Kesselbrink diente als Sammelstelle bevor der Zug am 13. Dezember in Richtung Riga rollte. Es versteht sich von selbst, dass das Gepäck nie wiederauftauchte. In Riga angekommen, wurden einige Juden sofort erschossen und alle anderen in das Ghetto getrieben, das man vorher per Liquidierung von ca. 14000 lettischen Juden geräumt hatte. Vera Davidsohn und ihr Vater Benny gelten als in Riga umgekommen, ihre Mutter Erna soll am 8. Mai 1945 ermordet worden sein und wurde am 13. Dezember 1949 für tot erklärt. Der 8. Mai wird immer dann als Sterbedatum eingesetzt, wenn das tatsächliche Todesdatum nicht überliefert ist. Die drei Stolpersteine für die Familie befinden sich seit dem 8. Mai 2021 in der Mühlenstraße 42. Das ist die Adresse, wo die Familie Davidsohn gewohnt hat, bevor sie in die 15er Straße umziehen musste, in eines der „Judenhäuser“.

Spur aufgenommen und Recherche
Diana Molt, B.A.

Literatur

  • Asdonk, Jupp / Buchwald, Dagmar / Havemann, Lutz / Horst, Uwe / Wagner, Bernd J. (Hrsg.): Es waren doch unsere Nachbarn. Deportationen in Ostwestfalen-Lippe 1941-1945 (Bielefelder Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte, Bd. 24), Bielefeld 2013.
  • Gottwald, Alfred / Schulle, Diana, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, Wiesbaden 2005.
  • Longerich, Peter, Politik der Vernichtung. Eine Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Judenverfolgung, München 1998.
  • Minninger, Monika / Meynert, Joachim / Schäffer, Friedhelm, Antisemitisch Verfolgte registriert in Bielefeld 1933-1945, Bielefeld 1985.
  • Wagner, Bernd J., Ludwig Davidsohn (1901-1955): Meister – Katholik – Jude. Ein Leben in Bielefeld zwischen Antisemitismus und Wiedergutmachung, in: 105. Jahresbericht des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg (2020), S. 187-210.

Quellen

  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,3/Einwohnermeldeamt, Nr. 18: Meldekartei Bielefeld-Mitte, 1920-1958.
Veröffentlicht am und aktualisiert am 16. November 2023

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