„Vorbereitung zum Hochverrat“: Wilhelm Ebert wird in Bielefeld verhaftet

Stolperstein für Wilhelm Ebert vor dem ehemaligen Wohnhaus Bleichstraße 205b.
Stolperstein für Wilhelm Ebert vor dem ehemaligen Wohnhaus Bleichstraße 205b. Privatbesitz: Gerlinde Bartels.
Meldekarte von Wilhelm Ebert.
Meldekarte von Wilhelm Ebert. Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,3/Einwohnermeldeamt, Nr. 18.: Meldekartei Bielefeld-Mitte, 1920-1958.
Antwort auf die Suchanfrage der Ehefrau Anna Ebert, 1949.
Antwort auf die Suchanfrage der Ehefrau Anna Ebert, 1949. Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 109,003/Amt für Wiedergutmachung, Nr. A 0050.
12. Mai 1935
Bleichstraße 205b, 33607 Bielefeld

Wilhelm Ebert war Metallarbeiter in Bielefeld und überzeugter Kommunist. Er wurde vom NS-Regime verfolgt, mehrmals inhaftiert und 1936 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu mehr als zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt. Er starb im Februar 1945 im Konzentrationslager Mauthausen. Ein ausführlicher Text zu Wilhelm Ebert ist auf den Webseiten der Gedenkstätte Mauthausen und bei Stolperstein-Initiative Bielefeld e.V. veröffentlicht.

Zur Person

Wilhelm Ebert wurde am 22. Dezember 1897 in Wanne im nördlichen Ruhrgebiet als zweites von fünf Kindern einer Bergmannsfamilie geboren. Nach dem Besuch der Volksschule lernte er den Beruf des Schlossers.  Ab 1931 war er in Bielefeld gemeldet und wohnte seit 1934 in der Bleichstraße 205b. Zunächst arbeitete er in der Metallindustrie, die spätestens ab 1933 konsequent zur Rüstungsindustrie umgestaltet wurde. Nach seiner ersten Inhaftierung 1933 war er überwiegend arbeitslos, zeitweise verdiente er sein Geld als Bauarbeiter. Wenig ist über ihn bekannt. Bei den Verfolgungsbehörden galt er als „besonders fanatischer Anhänger der kommunistischen Idee“.

Widerstand, Verfolgung und Tod

Wilhelm Ebert war Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Im Unterbezirk Bielefeld war er zuständig für das Kassieren der Mitgliedsbeiträge. So hatte er regelmäßigen persönlichen Kontakt zu allen organisierten Kommunisten in diesem Gebiet. Laut Gerichtsakte von 1934 galt er als führender Kopf beim illegalen Wiederaufbau der kommunistischen Partei nach deren Verbot Anfang 1933.

Seit 1933 wurde er mehrmals wegen des Herstellens und Verteilens von illegalen Schriften und Flugblättern verhaftet. So auch in einer Großen Verhaftungswelle am 12. Mai 1935. Das Urteil gegen ihn sowie 63 Mitangeklagte zu zwölf Jahren und drei Monaten Zuchthaus wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ wurde am 15. Februar 1936 vom Oberlandesgericht Hamm verhängt. Er verbüßte seine Strafe zunächst in verschieden Zuchthäusern (Münster, Butzbach, Kassel-Wehlheide, Werl).

Am 20. Dezember 1943 wurde Wilhelm Ebert der Staatspolizei Münster übergeben und von dieser am 1. Januar 1944, aus dem Konzentrationslager Dachau kommend, in das Konzentrationslager Mauthausen eingeliefert (damals Deutsches Reich, ab Kriegsende wieder Österreich). Als Haftgrund ist „Schutzhaft“ vermerkt mit dem Zusatz „politisch“. Laut Häftlingspersonalkarte war er „Invalide“, wobei es sich hierbei mutmaßlich um einen späteren Eintrag handelt.

Die letzte briefliche Nachricht von ihrem Mann erhielt Anna Ebert im Januar 1945 aus Mauthausen. Nach Kriegsende galt er zunächst als „verschollen“. Erst am 6. September 1948 erhielt die Familie eine Todesnachricht vom Internationalen Roten Kreuz in Genf auf dem Umweg über den Suchdienst für vermisste Deutsche in der sowjetischen Besatzungszone in Berlin. Demnach war Wilhelm Ebert am 21. Februar 1945 in Mauthausen verstorben.

Nachleben und Erinnerung

Es dauerte noch mehr als zwei Jahre, bis die von Wohlfahrtsunterstützung abhängige Ehefrau eine offizielle Todesurkunde bekam. Diese wurde vom Sonderstandesamt Arolsen ausgestellt, welches inzwischen für Beurkundungen von Sterbefällen in Konzentrationslagern außerhalb Deutschlands eingerichtet worden war. Somit konnte sie nun eine Hinterbliebenenrente beantragen.

Bereits im Juli 1948 war Wilhelm Ebert als “noch nicht Zurückgekehrter” als politisch Verfolgter anerkannt. Seine Verurteilung von 1936 wurde schließlich am 20. August 1954 vom Oberlandesgericht Hamm annulliert.

2007 wurde auf Veranlassung der Stolperstein-Initiative in Bielefeld für Wilhelm Ebert vor seiner letzten Wohnung in der Bleichstraße 205b ein Stolperstein verlegt.

Spur aufgenommen und Recherche
Gerlinde Bartels
Stolperstein-Initiative Bielefeld e.V.

Quellen

  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,003/Einwohnermeldeamt, Nr. 18.: Meldekartei Bielefeld-Mitte, 1920-1958.
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 109,003/Amt für Wiedergutmachung, Nr. A 0050.
Veröffentlicht am und aktualisiert am 20. Februar 2024

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