Heinrich Bierhoff, geboren am 2. September 1875, war Rentner, als er am 26. Juli 1935 verhaftet und ins Zuchthaus gebracht wurde. Er hatte drei Töchter: Anneliese Bierhoff geboren am 21. Januar 1910, ihre Schwester Magdalene Becker, geboren am 20. Februar 1916 und ihre andere Schwester Renate Lauer geboren am 14. August 1919.
Politische Verfolgung passierte auch in Bielefeld. Heinrich Bierhoff war Mitglied der KPD. Als Teil einer der größten „Feindparteien“ der NSDAP und als ein ebenbürtiger Gegner vor 1933, zeigte die KPD auf den Straßen eine vergleichbare Gewaltbereitschaft. Die NSDAP ging umgehend gegen diese Partei vor. Viele Mitglieder wurden verhaftet und ins Zuchthaus verbracht oder hingerichtet. Schon 1933 wurde die Partei verboten.
Heinrich Bierhoff habe Hochverrat geplant. Daraufhin wurde er am 26. Juli 1935 festgenommen und am 15. Februar 1936 vom Oberlandesgericht Hamm zu zwei Jahren und neun Monaten Zuchthaus Celle verurteilt. Er wohnte zu dem Zeitpunkt im Hagenbrock 12 in Brackwede. Er wurde am 15. Mai 1938 entlassen.
Ab 1935 waren seine Töchter sich selbst überlassen, da ihre Mutter Ottilie, geborene Ott am 20. Juli 1883, am 20. Oktober 1929 verstorben war. Es gab keine weiteren Angehörigen, die sich um sie gekümmert hätten. Also musste Anneliese die Rolle der Mutter übernehmen. Sie hat nicht nur den Haushalt geführt, sondern hat auch einen Job angenommen, um Verpflegung und die Hausmiete bezahlen zu können. Magdalene war nach Paderborn gegangen, um Kinderpflege zu erlernen. Renate war 16 Jahre alt und konnte noch keinen Beruf ausüben. Anneliese berichtet, dass ihr Lohn oft nicht gereicht hat und sie gehungert haben. Renate hat sich einen Job gesucht, um mit dem Lohn eine Zweizimmerwohnung gemietet. Sie hat alle Sachen ihres Vaters mitgenommen.
Nachdem Heinrich Bierhoff entlassen worden war, zog er kurzzeitig zu seiner Tochter Renate in den Heimweg und blieb dort 14 Tage. Er suchte sich dann eine eigene Wohnung in Ummeln und nahm einige seiner Sachen mit. Ein Jahr später, im September 1939, heiratete Heinrich erneut und blieb in dieser Ehe bis zu seinem Tod. Leider lebte er nicht mehr lange, denn er litt unter Wassersucht, Kreislaufstörungen und Magenkrebs. Er starb am 25. Oktober 1945 im städtischen Krankenhaus in Bielefeld. Zuletzt wohnte er in Niederdornberg 5.
1949 reichten Anneliese und Renate einen Antrag auf Wiedergutmachung ein. Anneliese wurde anerkannt. Da Renate einen SS-Mann geheiratet hatte, lehnte das Amt für Wiedergutmachung die Beweisführung ab. Es wurden zwei Ansprüche geltend gemacht: auf Schaden an Freiheit und Schaden im beruflichen- und wirtschaftlichen Fortkommen. Am 11. Juni 1953 wurden ihre Dokumente für den Antrag als „vertrauenswürdig“ anerkannt. Ihre Schwester Magdalene stellte den Antrag auf Wiedergutmachung am 26. Oktober 1955. Am 28. Februar 1956 reichte Renate den Antrag auf Wiedergutmachung erneut ein. 1956 entschied der Regierungspräsident, dass sie drei einen Anspruch auf Wiedergutmachung haben. Magdalene erhielt im Juni 1.650 DM und Anneliese erhielt im August 1.650 DM. Renate erhielt im September auch die Summe von 1.650 DM. Nur der erste Anspruch wurde stattgegeben. Der zweite Antrag wurde abgelehnt, da Herr Bierhoff Rentner war.
Spur aufgenommen und Recherche
Marie Hofmann, Greta Rieke
Rudolph Rempel Berufskolleg