Ruth Auerbach, jüdische Verfolgte nach Warschau deportiert

Meldekarte von Edgar Auerbach.
Meldekarte von Edgar Auerbach. Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,3/Einwohnermeldeamt, Nr. 18.: Meldekartei Bielefeld-Mitte, 1920-1958.
31. März 1942
Laerstraße 9, 33615

Ablauf der Deportation

Am 31. März 1942 wurden von Bielefeld aus 325 Juden mit der Eisenbahn nach Warschau deportiert. Bei der Abholung mussten sie Strom, Gas und Wasser abstellen, ihre Wohnungen wurden versiegelt. Den Juden wurden Zivilkleidungen zugewiesen und sie durften nur 25 Kg Gepäck mitnehmen. Während des Transports wurde streng kontrolliert, dass sie nicht krank wurden, da sie arbeitsfähig sein mussten. Briefe berichten, bei der Ankunft wurden Wertgegenstände wie Schmuck oder Uhren abgenommen und sie wurden in enge Räume mit mindestens 50 Personen geschickt. Dort bekamen sie weder Essen, noch ein Bett zum Schlafen. Von den 325 Menschen, die deportiert worden sind, kam nur ein einziger Mann aus Schlangen in Lippe zurück.

Das Schicksal von Ruth Auerbach

Ruth Auerbach, wurde aufgrund ihrer jüdischen Herkunft durch die Nationalsozialisten mit Gewalt verfolgt. Sie wurde am 31. März 1942 mit ihrem Mann Edgar, den sie am 8. Juni 1940 geheiratet hatte, nach Warschau in das jüdische Ghetto deportiert. Anschließend erklärte und stellte das Amtsgericht Bielefeld am 19. Juli 1956 fest, dass Ruth Auerbach am 31. Dezember 1945 dort umgekommen sei. Jedoch war dieser Todesdatum typisch für die Personen, bei denen man nicht genau wusste, wann sie gestorben sind oder umgebracht wurden. Daher ist es bis heute nicht sicher, an welchem Tag Ruth tatsächlich umgekommen ist. Zu dem Schicksal ihres Mannes Edgar Auerbach, der sich zu dem Zeitpunkt ebenfalls im KZ befand, gibt es gar keine Informationen. Vermutlich ist er wie Ruth im Warschauer Ghetto umgekommen. Auch Edgar wurde zum 31. Dezember 1945 für tot erklärt.

Kurze Biografie zu Ruth Auerbach

Ruth Auerbach (geb. Kugelmann) wurde am 5. September 1906 in Osnabrück geboren und lebte mit ihrem Mann im „Judenhaus“ Laerstraße 9 in Bielefeld. Zuvor waren sie von Elberfeld (heute Wuppertal) kommend im „Judenhaus“ Koblenzerstraße 4 und im „Umschulungslager“ Schloßhofstraße 73a untergebracht worden. Anhand ihres erklärten Todesdatums wurde sie nur 35 Jahre alt. Nach ihrem Tod stellte ihre Erbin, ihre Mutter, ein Antrag auf eine Wiedergutmachung des Zwangsaufenthaltes im Ghetto und wurde dafür entschädigt. Vor ihrer Deportation Ende März 1942 arbeitete sie als Büroangestellte beim Sozialausschuss für jüdische Wohlfahrtpflege in Bielefeld.

Spur aufgenommen und Recherche
Nilay Öztürk, Melda Baykan
Rudolf Rempel Berufskolleg

Literatur

  • Wagner, Bernd J., Deportationen in Bielefeld und Ostwestfalen 1941 – 1945, in: Asdonk, Jupp / Buchwald, Dagmar / Havemann, Lutz / Horst, Uwe / Wagner, Bernd J. (Hrsg.), „Es waren doch unsere Nachbarn!“, Deportationen in Ostwestfalen – Lippe 1941 – 1945 (Bielefelder Beiträger zur Stadt- und Regionalgeschichte 24), Bielefeld 2012, S. 70-127.

Quellen

  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 109,003/Amt für Wiedergutmachung, Nr. B 0007
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 109,003/Amt für Wiedergutmachung, Nr. B 0114
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 240,001/Jüdische Kultusgemeinde, Nr. 17
Veröffentlicht am und aktualisiert am 27. September 2022

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