Am 4. April 1945 war Bielefeld vom Nationalsozialismus befreit worden – zu diesem Anlass findet jährlich seit 2019 der Tag der Erinnerung als offenes Forum für „Erinnerungskultur“-Akteure und alle interessierten Bürgerinnen und Bürger. Es entsteht ein Raum, um Ideen zusammenführen und Kontakte zu knüpfen. Die große Varianz in Erforschung, Aufarbeitung, Darstellung und Vermittlung historischer Phänomene und Ereignisse und am Gedenken hierzu bietet zahlreiche Ansätze für einen lebhaften Ideenaustausch. Neben einer „Messe“ mit Gruppenständen sind verschiedene Plenumsangebote Teil der Abendveranstaltung.
Etwas mehr als 100 Personen nahmen am 5. Bielefelder Tag der Erinnerung am 4. April 2024 im Stadtarchiv Bielefeld teil. Mehr als 20 Erinnerungsinitiativen , Vereine, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Einzelpersonen haben sich an 19 Ständen der “Messe” beteiligt. Sie präsentierten aktuelle Publikationen, Ausstellungen, Forschungsergebnisse und -vorhaben sowie weitere Formen der Erinnerungskultur.
Der 1. Bürgermeister der Stadt Bielefeld Andreas Rüther (CDU) begrüßte die Besucher*innen, die anschließend den Ergebnissen von Prof.in Christina Morina und den Studierenden Jessica Schmitz, Theo Flint und Michelle Wirachowski aus dem Projektseminar “Gedenke, wo du stehst!” folgten. Nach der Messe präsentierte Veronika Tacke ein Protokoll über die Flucht von Hans Louis Junkermann von Bielefeld über Berlin, Frankfurt, London, Brüssel, Amsterdam und Marseille nach Montevideo/Uruguay (Präsentation , Skript ). Musikalisch begleitete Colin Speight den Abend auf der Renaissancelaute, die seit dem 19. Jahrhundert außer Mode gekommen war.
Weitere Informationen: Veranstaltungsflyer
Etwa 90 Personen nahmen am 4. Bielefelder Tag der Erinnerung am 4. April 2023 teil. Nach 2019 konnten sich die Erinnerungsinitiativen, Vereine, Bildungs- und Kultureinrichtungen wieder in Präsenz treffen. Mit 15 Ständen präsentierten sich viele Akteure und ihre Ergebnisse zur Bielefelder Erinnerungskultur, tauschten sich aus und ergänzten ihre Projekte (Liste der Ausstellenden).
Das Rahmenprogramm wurde von Bürgermeistern Karin Schrader eröffnet. Friedhelm Schäffer eröffnete die Ausstellung “Fußball im Nationalsozialismus”, die anschließend vom 5. April bis 5. Mai 2023 im Stadtarchiv Bielefeld gezeigt wird. Gleichzeitig ging er auf die Erinnerungsarbeit der Sportvereine ein und berichtete über Unterstützung und Widerstände seitens der Vereine. Abschließend lasen Dr. Jochen Rath, Anna Vogt und Jan-Willem Waterböhr einige Passagen aus den Briefen der Familie Mosberg. Musikalisch begleitete Jan Jesuthas des Abend auf der Handpan.
Weitere Informationen: Programmflyer (pdf)
Der Tag der Erinnerung 2022 fand am 4. April 2022 erneut als Zoom-Veranstaltung statt. In der Spitze verfolgten knapp 70 Personen das facettenreiche Programm. Wie 2019 war die Messe „Erinnerungskultur in Bielefeld“ Kernstück der Veranstaltung: Initiativen, Vereine und Institutionen der aktiven Erinnerungskultur in Bielefeld stellten sich und ihre Projekte dem breiten Publikum vor. Die Messe bot allen Teilnehmer*innen Möglichkeiten zum Kennenlernen und zum inhaltlichen Austausch.
Gruppen auf der Messe „Erinnerungskultur in Bielefeld“ (PDF)
Als Auftakt des Rahmenprogramms präsentierte Detlev Hamann (u.a. BIE Queer e.V.) den Film „Spurensuche und Zeitzeugen §175“ und beantwortete Fragen aus dem Plenum. Der Film recherchiert und verfolgt unter anderem die Spuren von Helmut Grasmé und Paul Brockmann, die von den Nationalsozialisten als Homosexuelle verfolgt und ermordet wurden. Weitere Opfer der Diskriminierung und Verfolgung homosexueller Personen kommen zu Wort.
Abschließend zeigten die Schauspieler*innen und Theaterpädagog*innen Cornelia Rössler und Franz Potthoff (Klio & Konsorten) einen Zusammenschnitt einzelner Sequenzen aus ihrem Theaterstück „Martha – Die Geschichte einer Bielefelder Jüdin“, welches im Stadthistorischen Museum Bielefeld 2022 uraufgeführt wurde. Eindrücklich und sehr persönlich wurde die fiktive Geschichte von Martha dargestellt, wie sie die antisemitische Verfolgung der in Bielefeld ab 1933 erlebte und sich anschließend auf die Deportation nach Riga 1941 vorbereitete.
Nachdem im April 2020 der „Tag der Erinnerung“ kurzfristig ausfallen musste, konnte am 7. April 2021 das Format als Onlineveranstaltung fortgesetzt werden. Etwa 75 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten das vielfältige Programm, welches von Raphaela Kula (Atelier Ostbahnhof), von Schülerinnen und Schülern des Friedrich von Bodelschwingh Gymnasiums Bethel und von Dr. Jonas Rees (IKG, Universität Bielefeld) mitgestaltet wurde. Anschließend beteiligten sie sich in zwei Online-Diskussionsgruppen. Unter erschwerten Bedingungen blieb der begonnene Austausch erhalten.
Am 4. April 2019 fand erstmalig der „Tag der Erinnerung“ statt, an dem 23 Institutionen und zivilgesellschaftliche Initiativen aus dem Bereich „Erinnerungskultur“ teilnahmen, darunter elf Vereine. Die Akteure stellten sich und ihre Arbeit im Stadtarchiv am Neumarkt einem breiten Publikum vor unter dem Motto: Kennenlernen – Vernetzen – Teilen.
Klara Lucia Quack und Antonie Seefried, Laborschule, inszenierten einen Dialog zu Otto Appelfelder (1901–1944), der als Gewerkschafter im Widerstand am 15. September 1944 hingerichtet worden war. Die Präsentation „Ausgrenzung“ von einer Projektgruppe des Gymnasiums am Waldhof thematisierte die Euthanasie. Eine abschließende Lesung zu Irena Wielgat (1926–2016), einer ehemaligen Zwangsarbeiterin bei der Spinnerei Vorwärts, steuerte der DGB-Arbeitskreis „Zwangsarbeit in Bielefeld – Gegen Vergessen für Demokratie“ bei.