Pauline Grünewald, geb. Löwenstein am 21. Mai 1864 und ihr Mann Sally, geb. am 27. Januar 1873 in Schildesche, verst. am 9. April 1940, hatten eine Schlachterei mit einem Verkaufsladen. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurden die Schaufensterscheiben eingeschlagen – für den Schaden mussten die Grünewalds selbst aufkommen.
Nach dem Sterbebuch der Stadt Bielefeld von 1940 ist Sally Grünewald am 9. April 1940 in seinem Haus mit der damaligen Anschrift „Im Stift 14“ (heute Johannisstraße 23) gestorben. Als Krankheitsursache wurde „Darmverschluss infolge Darmkrebs“ angegeben. Der Todesfall wurde von Leopold Grünewald angezeigt, der zu diesem Zeitpunkt „An der Stiftskirche 11“ wohnte. Pauline Grünewald ist am 31. Juli 1942 zunächst nach Theresienstadt und anschließend nach Treblinka deportiert worden. Dort wurde sie am 23. September 1942 ermordet.
Nachdem 2019 ein Stolperstein für Pauline Grünewald verlegt worden ist, hat sich der Schildescher Stefan Hauk mit einem Brief an die Lokalredaktion der Neuen Westfälischen vom 25. März 2019 gewandt, den die Zeitung veröffentlicht hat. Er berichtet von einer Erinnerung seines Großvaters Karl Jünemann an die frühere Bewohnerin des Hauses, in dem später „Fisch Adam“ sein Geschäft hatte.
Frau Grünewald stand damals im Krieg eines Abends vor seiner Tür und bat ihn inständig ob er ihr nicht das Dach reparieren könnte, weil es bei ihr reinregnete und sie niemanden fand, der ihr helfen wollte, weil sie doch Juden waren. Herr Jünemann ist dann am nächsten Abend mit Werkzeug und zwei Dachpfannen unter der Jacke zu ihr geschlichen und hat das Dach im Dunkeln repariert. Auf dem Nachhausweg wurde er angesprochen und hatte noch länger Angst vor möglichen Folgen. Ihm ist aber nichts passiert.
Spur aufgenommen und Recherche
Martin Féaux de Lacroix
Gesellschaft für Christlich- Jüdische Zusammenarbeit e.V. Bielefeld (GCJZ)