Im Frühjahr 1933 startete in Brackwede eine systematische Kampagne gegen Kommunisten. Die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) war eine Partei, die sich für die Rechte der Arbeiter und gegen den Faschismus einsetzte. Nach der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten 1933 wurden Kommunistinnen und Kommunisten wegen ihrer politischen Gegnerschaft gezielt verfolgt. Diese Repressionen schlossen auch die Beschlagnahmung von Eigentum ein, um die Kommunikations- und Mobilitätsmöglichkeiten der KPD-Mitglieder einzuschränken. Fritz Meisberger, ein engagiertes KPD-Mitglied, geriet dabei ins Visier der Nationalsozialisten.
Am 2. Mai 1933 ordnete der höhere Polizeiführer an, alle Brieftauben der Kommunisten zu beschlagnahmen. Schon am 29. April 1933 wurden Fritz Meisberger, wohnhaft in Quelle Nr. 247 (heute: Osnabrücker Straße 217), 30 Tauben weggenommen. Diese Maßnahme richtete sich gegen KPD Mitglieder, die im Brieftaubenverein aktiv waren, um ihre Kommunikation zu unterbinden. Brieftauben waren ein wichtiges Kommunikationsmittel, das von der KPD genutzt wurde, da sie zuverlässige Nachrichtenübermittler waren, besonders in Zeiten intensiver Überwachung durch das NS-Regime.
Neben den Tauben wurden auch Fahrräder beschlagnahmt, die für KPD-Zwecke genutzt wurden. Diese Beschlagnahmungen begannen am 7. März 1933 und sollten die Mobilität und damit die Organisationsfähigkeit der KPD-Mitglieder stark einschränken. Fahrräder waren damals ein wichtiges Transportmittel, besonders für die Verbreitung von Propaganda.
Ein Beispiel für die Beschlagnahmung von Eigentum betraf Konrad Weber, ein KPD-Mitglied. Ab dem 7. März 1933 wurden KPD-Mitgliedern Motorräder weggenommen. Konrads Bruder, Wilhelm Weber, war jedoch seit 1930 Mitglied der NSDAP und SS-Mann, was die Situation komplizierte. Das Motorrad, das Konrad nutzte, gehörte seiner Mutter, die politisch neutral war. Wegen dieser familiären Verbindung wurde das Motorrad unter der Bedingung freigegeben, dass es dem SS-Motorsturm in Brackwede zur Verfügung gestellt wurde und Konrad es nicht für kommunistische Zwecke nutzte.
Im August 1933 berichtete der Bürgermeister von Brackwede dem Landrat über die Beschlagnahmung von 28 weiteren Brieftauben. Diese Tauben wurden bei Stützpunktleiter Haas in Senne I untergebracht. Haas forderte 20 Reichsmark für Futter und Pflege der Tauben, da die Tiere zum Teil alt und fast wertlos geworden waren. Die Unterhaltungskosten überstiegen den Wert der Tauben erheblich, weshalb entschieden werden musste, ob die Tauben geschlachtet oder verkauft werden sollten.
Diese Maßnahmen zeigen die brutale Repression der Nationalsozialisten gegen politische Gegner und den Versuch, jegliche oppositionelle Aktivität im Keim zu ersticken. Die Beschlagnahmung von Eigentum wie Tauben, Fahrrädern und Motorrädern war eine gezielte Strategie, um die KPD zu schwächen und ihre Mitglieder zu isolieren. Durch den systematischen Entzug von Kommunikations- und Transportmitteln wurden die Möglichkeiten der KPD, Widerstand zu leisten und ihre politischen Ziele zu verfolgen, stark eingeschränkt. Die Ereignisse in Brackwede sind ein klares Beispiel für die umfassende Unterdrückung durch das NS-Regime und die gezielte Zerschlagung der politischen Opposition.
Spur aufgenommen und Recherche
Lea Ghaddar, Kashish Kumar
Rudolph Rempel Berufskolleg
Kommentar von Jürgen Hartmann (23. Juli 2024):
„Es gehört zur KPD auch erwähnt, dass sie die Weimarer Republik auf das Schärfste bekämpfte und ein anderes System wollte (wie es dort mit Meinungsvielfalt etc. ausgesehen hätte, kann man sich vorstellen). Es existierte übrigens ein illegaler Militärapparat der Partei in Bielefeld, der Barrikadenkampf, Sprengstoff-/Waffeneinsatz und Handgranatenwurf übte. Die Übungen fanden zumeist im Raum Steinhagen noch 1932/33 statt.”