Am 1. Mai 1933, dem “Feiertag der nationalen Arbeit” und “Tag der Volksgemeinschaft” machten sich auch hier in Bielefeld um die 50.000 Menschen auf den Weg zu einer zentralen Kundgebung des NS-Regimes. Diese wurde in Bielefeld bei den Heeper Fichten abgehalten.
1889 benannte die “sozialistische Nationale” den 1. Mai zum “Kampftag der Arbeit”. An diesem Tag sollte überall auf der Welt demonstriert werden – für die Ziele und Rechte aller Arbeitenden. Doch das NS-Regime machte aus dem 1. Mai den “Tag der nationalen Arbeit”, mit der Intention, diesen Tag in eine Propagandaveranstaltung umzugestalten.
Das gesamte Ereignis wurde im großen Rahmen gefeiert, Bielefeld wurde beflaggt und geschmückt. Es wurden Aufmärsche vorbereitet, deren Zielort die Heeper Fichten waren. Dort wurde die zentrale Kundgebung abgehalten.
Aber nicht nur die Aufmärsche standen im Zentrum dieses Tages. In den “Westfälischen Neuesten Nachrichten” vom 29. April1933 wurden die Feiern zum 1. Mai mehrfach angekündigt und zur Teilnahme aufgefordert. Zudem wurde “Der neue Sinn des 1. Mai” propagiert. Zahlreiche Gasthöfe luden zum Treffen an diesem Tag ein. In dem Artikel mit dem Titel “Fahnen raus!” wurde an die Bevölkerung appelliert, die Stadt zu schmücken.
Bei der Kundgebung sollten die Betriebsgewerkschaften, vertreten durch die Betriebsgefolgschaft und dem Betriebsführer, “Zeugen der Überwindung” der Kluft zwischen den Arbeitern und den Arbeitgebern werden. Dies sollte durch gemeinschaftlichen Märsche der Unternehmer und Angestellten unter dem jeweiligen Firmenschild vermittelt werden.
Unter den 50.000 Teilnehmenden waren neben Arbeitern, Angestellten und Unternehmern auch Handwerkermeister, Beamte, die SS und Angehörige des Stalhelms vertreten. Während der Kundgebung bei den Heeper Fichten wurden zunächst Reden von Hindenburg und Goebbels übertragen. Im Anschluss hielt Erwin Voß, Anführer der Nationalsozialistischen Betriebszellen-Organisation, die Hauptansprache.
Die Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds nahmen in der Hoffnung an der Veranstaltung teil, so vom NS-Regime toleriert und akzeptiert zu werden. Dieser Gedanke wurde aber bereits am nächsten Tag, dem 2. Mai 1933, mit dem Überfall auf die Gewerkschaftshäuser – in Bielefeld mehrere Gebäude, u.a. die “Eisenhütte” in der Marktstraße – und folglich mit der Zerschlagung der Gewerkschaften im Keim erstickt.
Spur aufgenommen und Recherche
Michelle Keller
ERASMUS-PROJEKT „DEMOS“, Westfalen-Kolleg Bielefeld