Herbert Brinkmann wird Oberbannführer des Bielefelder HJ-Bannes 158

„Haus der Jugend“ in der Artur-Ladebeck-Straße 7 (ehem. Amtssitz des HJ-Oberbanns 158), 1960.
„Haus der Jugend“ in der Artur-Ladebeck-Straße 7 (ehem. Amtssitz des HJ-Oberbanns 158), 1960. Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 11-087-065.
Meldekarte von Herbert Brinkmann.
Meldekarte von Herbert Brinkmann. Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,3/Einwohnermeldeamt, Nr. 18.: Meldekartei Bielefeld-Mitte, 1920-1958
Heiratsurkunde von Herbert und Grete Brinkmann, 28. Oktober 1939,
Heiratsurkunde von Herbert und Grete Brinkmann, 28. Oktober 1939, Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,2.20/Standesamt, Personenstandsregister, Nr. 200, 1939-9
3. Januar 1941
Artur-Ladebeck-Straße 7, 33602 Bielefeld

Die Hitlerjugend war als typische nationalsozialistische Organisation streng hierarchisch gegliedert. An der Spitze stand der Reichsjugendführer, danach folgten vier Organisationsstufen bis zum Rang des Oberbannführers. Die weitere Untergliederung umfasste noch elf Rangstufen bis zum Rottenführer. Der Oberbann 158 in der Koblenzer Straße 7 (heute: Artur-Ladebeck-Straße 7) bestand aus den Kreisen Bielefeld- Halle und Wiedenbrück. Für Bielefeld sind im Jahr 1941 15.129 Jugendliche als Mitglieder gemeldet. Ein Bannführer war gemäß dem Organisationsbuch der NSDAP von 1941 für die gesamte Arbeit der Jugend in seinem Bann der politisch Verantwortliche.

Werdegang Herbert Brinkmanns bis zum Kriegsbeginn 1939

Herbert Brinkmann wurde am 28. Juni 1914 in Bielefeld geboren und trat mit 16 Jahren in die Hitlerjugend ein. Dort machte er schnell Karriere. Bereits 1931 vertraute man ihm die Presse- und Propagandaarbeit des Unterbannes Lippe an. Er wechselte kurze Zeit später in der gleichen Funktion nach Bielefeld und führte ab diesem Zeitpunkt die Traditionsschar 21. Im Mai 1933 wurde er zum Unterbannführer des Unterbannes Bielefeld bestimmt. Erst 1936 trat er der NSDAP bei. Alle Deutsche, die arischer Abstammung waren und das 18. Lebensjahr vollendet hatten, konnten Mitglied der Partei werden. Für Angehörige der HJ galt die Aufnahmesperre von 1933 nicht. Kurz nach Kriegsbeginn am 28. Oktober 1939 heiratete Brinkmann die Stenotypistin Emma Klara Grete Weis. Einer der Trauzeugen war der NSDAP-Kreisleiter Gustav Reineking. Als Religionszugehörigkeit wurden bei beiden Eheleuten „gottgläubig“ in der Eheurkunde vermerkt.

Weiterer Werdegang bis Kriegsende 1945

Bis 1940 kämpfte Brinkmann als Leutnant bei der Infanterie. 1940 wurde die erste Tochter geboren. Am 3. Januar 1941 kehrte er nach Bielefeld zurück und übernahm nun als Oberbannführer Verantwortung für die Bielefelder Hitlerjugend. Die Aufgaben eines Oberbannführers unterschieden sich nicht im Wesentlichen von denen eines Bannführers, aber nun trug Brinkmann die Verantwortung für ungleich mehr Mitglieder. Keine zwei Jahre später berichten die Westfälischen Neuesten Nachrichten am 17. August 1942 von seiner Verabschiedung, nach neun Jahren Dienstzeit in der HJ Bielefeld – sein Nachfolger als Oberbannführer wurde August Wesselmann. Brinkmann hatte eine neue Aufgabe bei der Volksdeutschen Mittelstelle in Böhmen übernommen. Dort kam das zweite Kind zur Welt.  Ab Februar 1944 wurde er als Vertreter der Reichsjugendführung (Verbindungsführer) beim Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (ab 1938 der Volksdeutschen Mittelstelle unterstellt) geführt. Für den 10. Oktober 1944 lag eine Meldung bei der Stabsabteilung des SS-Personalhauptamtes vor, die eine sofortige Abkommandierung zur 12. SS-Panzerdivision „Hitlerjungend“ beinhaltete. Die Panzerdivision Hitlerjugend“ war berüchtigt für ihren bedingungslosen Kampfeinsatz, die Kriegsverbrechen in der Normandie im Sommer 1944 geben einen Eindruck davon. Das Kriegsende erlebte Brinkmann in Linz/ Österreich, wo sich die Panzerdivision befand.

Nach Kriegsende

Bei der Auslieferung von Gefangenen der Amerikaner an die russische Armee war auch Brinkmann dabei. Die nächsten drei Jahre verbrachte er in verschiedenen Lagern der ehemaligen Sowjetunion. 1948 kehrte er über das Heimkehrlager Gronenfeld nach Bielefeld zurück. Seinen Lebensunterhalt verdiente er fortan gemäß der Gewerbekartei mit dem Vertrieb von Tabakwaren. 1955 stellte er einen Antrag auf Kriegsgefangenenentschädigung, in der seine Zugehörigkeit zur Waffen-SS nicht erwähnt wird. Am 15. Februar 1999 verstarb Herbert Brinkmann in Bad Oeynhausen im Alter von 85 Jahren.

Herbert Brinkmann war ein überzeugter Nationalsozialist, der seine Jugend und frühes Erwachsenenleben mit der Indoktrinierung von Jungen im Sinne des nationalsozialistischen Regimes verbracht hat. Vermutlich hätte er nach einem Sieg eine hoffnungsvolle Karriere in einer der nationalsozialistischen Organisationen gemacht.

Spur aufgenommen und Recherche
Diana Molt B.A.

Literatur

Ley, Robert, Organisationsbuch der NSDAP, München 1943. URL

Tessin, Georg, Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945, Osnabrück 1977., Band 3, URL

Quellen

  • Bundesarchiv, B 563-1 KARTEI, Nr. B 1698/315
  • Bundesarchiv, B 563, Nr. 196285
  • Bundesarchiv, DZ 5-1, Nr. 4471
  • Bundesarchiv, R 59, Nr. 1057
  • Bundesarchiv, R 9361-IX (NSDAP-Mitgliederkartei), Nr. 4520911
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,1/Ordnungsamt, Nr. 1182
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,2.20/Standesamt, Personenstandsregister, Nr. 200-1939-9 (1299/1939)
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,3/Einwohnermeldeamt, Nr. 18
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen, Nr. 6: Westfälische Neueste Nachrichten vom 4. Januar 1941
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen, Nr. 6: Westfälische Neueste Nachrichten vom 17. August 1942
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