Felix Markiewicz wurde am 1. Oktober 1900 in Grabow/Pommern, seine Frau Erna, geborene Salomon, wurde am 6. Dezember 1902 in Elberfeld, einem heutigen Stadtteil von Wuppertal geboren. Obwohl die Familie als staatenlos galt, betrieb Felix Markiewicz eine Schneiderei in Bielefeld als selbstständiger Kaufmann. Ebenfalls in Bielefeld heirateten Felix und Erna am 27. Juni 1930. Bald darauf, am 18. Oktober 1931, bekamen sie ihre erste Tochter Hannelore, kurz vor Ausbruch des Kriegs erblickte Recha (Rechel) am 16. Mai 1939 das Licht der Welt. Erna Markiewicz arbeitete 1936 bis 1938 mehrfach kurzzeitig bei der Firma Alsberg. Die Familie lebte zuletzt in der Herforderstraße 95.
Noch am 30. Dezember 1938 schrieb Felix Markiewicz an den Bielefelder Oberbürgermeister:
“Hiermit bitte ich mir gefl. die Genehmigung erteilen zu wollen, daß ich bis zum 31. März ds. Jahres, weiter wie bisher meinen Beruf als jüdischer Schneider ausüben darf. Ich besitze kein Vermögen und auch kein bar Geld als Ersparnis. […] Da ich am 1. April auswandere, so möchte ich den Herrn Oberbürgermeister nochmals höfl. bitten, mir doch mein Gewerbe als Schneider bis zu diesem Termin gewähren zu wollen. Hierzu möchte ich noch weiter bemerken, daß ich der einzigste jüdischer Schneider in Bielefeld bin und nur für jüdische Familie[n] tätig zu sein […].“
Die Erlaubnis wurde in Rücksprache mit der Handwerkskammer zu Bielefeld erteilt, da “dem deutschen Handwerker” kein Schaden entstehe, “wenn die jüdischen Handwerker nur für Juden arbeiten.” Aufgrund der Schwangerschaft von Erna und der bevorstehenden Geburt von Recha, musste die Familie Markiewicz die Auswanderung jedoch verschieben. Am 13. April 1939 schrieb Felix Markiewicz daher erneut an den Oberbürgermeister, um die Erlaubnis als Schneider zu arbeiten, zu verlängern:
“[Ich] bitte [den] Herrn Oberbürgermeister meister mit meinen Beruf als Schneider für jüdische Familien bis zur Auswanderung weiter zu gestatten. Meine Auswanderung mußte ich aufschieben, da meine Ehefrau den nächsten Monat zur Niederkunft kommt.“
Der Bitte wurde nicht entsprochen. Die Familie konnte nicht mehr auswandern und wurde am 13. Dezember 1941 nach Riga deportiert. Wahrscheinlich wurde sie dort ermordet – offiziell wurden sie alle am 8. Mai 1945 für tot erklärt.
Die Schwester von Felix Markiewicz, Riwka Benclowicz, die selbst nach Israel auswanderte, stellte als Alleinerbin für ihren Bruder einen Wiedergutmachungsantrag gemäß BEG (Bundesentschädigungsgesetz).
Spur aufgenommen und Recherche
Saskia David-Gaubatz (Erstversion (PDF))
Landesarchiv Nordrhein Westfalen – Abteilung OWL
Weitere Recherchen
Jan-Willem Waterböhr
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld