Die Mesusa am Türrahmen – Die Bewohner des Hauses an der Engerschen Straße 3

Heutiges Wohnhaus in der Engerschen Straße 3, vormals 103.
Heutiges Wohnhaus in der Engerschen Straße 3, vormals 103. Privatbesitz: Martin Féaux de Lacroix
10. Juli 1942
Engersche Straße 3, 33611 Bielefeld

Eine Mesusa am Türrahmen

Eine Bielefelderin, die in dem Haus Engersche Straße 3 (damals: Engersche Str. 103) aufgewachsen ist – ihr Vater hatte dort als Postbeamter eine Wohnung bekommen – hat ihrer Tochter von der Mesusa erzählt, die beim Einzug am Türrahmen befestigt war und noch an die früheren jüdischen Bewohner erinnerte. Im Zusammenhang mit ihrer Beerdigung kam diese Erinnerung zur Sprache.

Wer wohnte in diesem Haus?

Der Wollwarenhändler Hermann Löwenberg, geb. am 12. Juli 1879 in Ettingshausen (Kreis Gießen), und seine Frau Ella, geb. Goldschmidt am 8. September 1883 in Twistringen, wurden in einem sogenannten Sammeltransport am 10. Juni 1942 nach Auschwitz deportiert und nach Ankunft ermordet.

Die Tochter Edith Feder, geb. Löwenberg am 1. Juli 1909, und ihr Mann Rudolf Feder geb. 21. März 1901, wurden von hier aus am 31. März 1943 nach Warschau deportiert und am 3. November 1943 in Poniatowa ermordet.

Ihr Sohn Hans 23. Dezember 1912 zog kurz nach der „Machtergreifung 1933“ nach Gelsenkirchen. Am 21. Februar 1939 kehrte er nach Bielefeld zurück und konnte am 24. Mai 1941 in die USA flüchten. Er lebte als John H. Loewenberg in Chicago. Er stellte bereits 1945 beim Internationalen Roten Kreuz einen Suchantrag für seine Eltern, seine Schwester und seinen Schwager. Hans Löwenberg starb 79-jährig am 24. April 1992 in Chicago und hinterließ seine Witwe Margot Sitta geb. Stern (unbekannt-2013), die Tochter Judy Friedman geb. Loewenberg und den Sohn Howard Loewenberg.

Am 11. Februar 2019 wurden für die Familie Löwenberg (Hermann, Ella und Hans) vor dem Haus drei Stolpersteine verlegt.

Spur aufgenommen und Recherche
Mar­tin Féaux de La­croix (Erstversion (PDF))
Ge­sell­schaft für Christ­lich- Jü­di­sche Zu­sam­men­ar­beit e.V. Bie­le­feld (GCJZ)

Weitere Recherchen
Dr. Christine Biermann
Stolperstein-Initiative Bielefeld e.V.

Literatur

  • Minninger, Monika / Meynert, Joachim / Schäffer, Friedhelm (Hrsg.), Antisemitisch Verfolgte registriert in Bielefeld 1933-45. Eine Dokumentation jüdischer Einzelschicksale (Bielefelder Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte 4) Bielefeld 1985
  • von Hollen, Kai-Uwe, Bielefeld-Schildesche, in: Hengst, Karl, Olschewski, Ursula (Hrsg.), Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold, Ardey-Verlag, Münster 2013, S. 275 – 277
  • von Hollen, Kai-Uwe, Die Juden in Schildesche im 19.Jahrhundert, in: Baumeier, Stefan / Stiewe, Heinrich (Hrsg.), Die vergessenen Nachbarn. Juden auf dem Lande im östlichen Westfalen, in: Schriften des Westfälischen Freilichtmuseums Detmold, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2006, S. 205 – 215

Quellen

  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,10/Zeitgeschichtliche Sammlung, Nr. 7846
Veröffentlicht am und aktualisiert am 3. Mai 2023

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