Theresienstädter Eingangsliste vom 01.08.1942 bestätigt die Deportation von Berta Berghausen aus Bielefeld

Auszug aus dem Hausbuch Schlosshofstraße 73a.
Auszug aus dem Hausbuch Schlosshofstraße 73a. Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,3/Einwohnermeldeamt, Nr. 1547
31. Juli 1942
Stapenhorststraße 35, 33615 Bielefeld

Diskriminierung und Ausgrenzung

Berta Berghausen, geborene Grüneberg am 27. Oktober 1876 in Hachen/Westfalen, lebte mit ihrer Familie über 25 Jahre in Lünen in der Langen Straße. Ihr Mann Robert, geboren 29. September 1867 in Lüdenhausen war Viehhändler. Sie hatten drei gemeinsamen Kinder: Julius, geboren am 8. Dezember 1908 in Brake, Irmgard, geboren am 17. November 1911 in Brake und Ruth, geboren am 26. Februar 1913 in Lünen.

Die zunehmende Diskriminierung und Ausgrenzung der Juden führte auch bei Familie Berghausen dazu, dass die Töchter ins Ausland emigrierten. Irmgard wanderte mit ihrem Mann im Sommer 1939 per Schiff nach Israel aus. Ruth gelangte ins Ausland und lebt später in England. Beide haben die Schoah überlebt.

Während der Pogromnacht 1938 wurde Teile der Wohnung in der Langen Straße zerstört. Julius wurde verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht, wo er mehrere Tage in „Schutzhaft“ blieb.

Isolierung und Zusammenlegung

Im September 1940 kam Julius in das Umschulungslager Grüner Weg nach Paderborn. Berta Berghausen zog mit ihrem Mann Robert am 4. November 1940 in das jüdische Altersheim Stapenhorststraße 35 nach Bielefeld. Ihre 5-Zimmer-Wohnung in Lünen mussten sie verkaufen, um die Vermögensabgabe zahlen zu können. Es ist anzunehmen, dass Berta und Robert Berghausen ihren letzten Wohnsitz in Bielefeld nicht selbstbestimmt gewählt haben.

Nur drei Monate nach ihrem Umzug, am 8. Februar 1941, verstarb Robert in Alter von 74 Jahren im Krankenhaus „Siloah“ in Hannover-Linden. Ob Berta und Julius, der seit dem 4. Juli 1941 im Umschulungslager Schlosshofstraße 73a gemeldet war, Kontakt zueinander hatten, ist nicht bekannt. Julius heiratete im Dezember 1941 Ursula Ardel, geboren am 8. März 1918 in Leipzig, die ab dem 10. Januar 1942 auch in Bielefeld in der Schlosshofstraße 73a gemeldet war.

Deportation

Berta wurde am 31. Juli 1942 von Bielefeld aus nach Theresienstadt deportiert. Bereits am 28. Juli 1942 wurde auf der Meldekarte des Einwohnermeldeamtes „abgewandert“ vermerkt. Als Berta den Deportationszug bestieg, hatte sie bereits drei Tage in einem der beiden Bielefelder Sammellager verbringen müssen. Die Eingangsliste vom 1. August 1942 in Theresienstadt bestätigt die Ankunft Bertas. Von hier wurde sie am 26. September 1942 nach Treblinka deportiert. Sie hat die Schoah nicht überlebt.

Einen Monat nach Bertas Deportation nach Treblinka erblickte ihre Enkeltochter Tana am 28. Oktober 1942 in der Schlosshofstraße 73a das Licht der Welt. Tana, Julius und Ursula Berghausen wurden mit der Auflösung des Arbeitslagers am 2. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Tana wurde direkt nach Ankunft in Auschwitz von einem SS-Mann getötet. Auch Julius und Ursula haben nicht überlebt.

Spur aufgenommen und Recherche
Amke Westhäusser

Literatur

  • Minninger, Monika / Meynert, Joachim / Schäffer, Friedhelm (Hrsg.), Antisemitisch Verfolgte registriert in Bielefeld 1933-45. Eine Dokumentation jüdischer Einzelschicksale (Bielefelder Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte 4) Bielefeld 1985.

Quellen

  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,3/Einwohnermeldeamt, Nr. 18.: Meldekartei Bielefeld-Mitte, 1920-1958
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 109,3/Wiedergutmachung, Nr. B 13
Veröffentlicht am

Kommentieren Sie den Beitrag

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert **

Themen
  • Arbeitslager
  • Ereignis
  • Jugend
  • Nazi-Organisation
  • Person
  • Verfolgung
  • Widerstand
  • Alle Kategorien aktivieren
Navigiere zu