NS­DAP-Pres­se­kas­ten Det­mol­der Stra­ße 2

Der Pressekasten an der Detmolder Straße 2 (1937)
Der Pressekasten der NSDAP-Ortsgruppe Sparenberg 1937 an der Haltestelle bei der Sparkasse, Detmolder Straße 2; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 11-533-27 (Ausschnitt)
Antisemitisches Hetzblatt „Stürmer“-Ausgabe 39/1935 vom September 1935
Die NSDAP-Ortsgruppenpresseamtsleiter hängten in den Pressekästen auch Ausgaben des antisemitischen Hetzblatts „Der Stürmer“ aus. „Stürmer“-Ausgabe 39/1935 vom September 1935; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 300,7/Kleine Erwerbungen, Nr. 1275.
Pressekasten der HJ an der Detmolder Straße 13
An der Geschäftsstelle der 1938 aufgelösten NSDAP-Ortsgruppe Sparenberg, Detmolder Straße 13, waren Pressekästen der Ortsgruppe und der HJ installiert; Foto: 1937; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 11-533-222 (Ausschnitt)
Meldung der NSDAP-Ortsgruppe Siekertor v. 25. März 1939 über die Unterhaltung von Pressekästen
Meldung der NSDAP-Ortsgruppe Siekertor v. 25. März 1939 über die Unterhaltung von Pressekästen; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 210,44/Westfälische Neueste Nachrichten, Nr. 40, Bd. 1
1. Ja­nu­ar 1937
Det­mol­der Stra­ße 2, 33602 Bie­le­feld

An der Stra­ßen­bahn-Hal­te­stel­le bei der Spar­kas­se, Det­mol­der Stra­ße 2, stand spä­tes­tens 1937 ein Pres­se­kas­ten der NS­DAP-Orts­grup­pe Spa­ren­berg. Ein Foto zeigt ihn er­kenn­bar mit ent­spre­chen­der Be­schrif­tung und dem an­ti­se­mi­ti­schen Hetz­blatt „Der Stür­mer“. 1938 un­ter­hielt die OG Spa­ren­berg drei wei­te­re Pres­se­käs­ten: an der ei­ge­nen Ge­schäfts­stel­le Det­mol­der Stra­ße 13 (dort auch ei­ner der HJ), Rohr­teich­str. 37 und Oel­müh­len­str. 29. Ein zu­sätz­li­cher BDM-Kas­ten stand an der Det­mol­der Stra­ße 38. Am 1. No­vem­ber 1938 wur­de die OG Spa­ren­berg in die Orts­grup­pen Sie­ker­tor, in der der Kas­ten an der Spar­kas­se dann lag, und Frö­bel auf­ge­teilt.

Die Ge­stal­tung des Pres­se­kas­tens („Spie­gel­bild der Orts­grup­pe“) war Auf­ga­be des Orts­grup­pen­pres­se­amts­lei­ters, der ei­ner der „Po­li­ti­schen Lei­ter“ der OG war und bis Juli 1941 die In­hal­te be­stimm­te. Im Pres­se­kas­ten hin­gen ab­wech­selnd bei­spiels­wei­se Aus­ga­ben des an­ti­se­mi­ti­schen Hetz­blatts „Der Stür­mer“, des „Völ­ki­schen Be­ob­ach­ters“, des SS-Wo­chen­blatts „Das Schwar­ze Korps“ und der „SA.-Mann“ aus, dar­über hin­aus wahr­schein­lich auch des Bie­le­fel­der Par­tei­blatts „West­fä­li­sche Neu­es­te Nach­rich­ten“. Wei­te­re Pres­se­käs­ten sind für 1937 an der Det­mol­der Stra­ße 13 (se­pa­rat ei­ner der Hit­ler­ju­gend) und Det­mol­der Stra­ße 165 do­ku­men­tiert, als die Stra­ße wohl für Bür­ger­steig-Aus­bau­ten durch­fo­to­gra­fiert wur­de.

In­hal­te und Zu­stän­dig­kei­ten

Am 25. Juli 1941 be­zeich­ne­te der NS­DAP-Gau­pres­se­amts­lei­ter West­fa­len-Nord Pres­se­käs­ten als „un­ent­behr­li­che Ein­rich­tung zur Be­leh­rung und Aus­rich­tung un­se­rer Volks­ge­nos­sen“. Ab Ende Juli 1941 gab es für de­ren Aus­ge­stal­tung „Pres­se­kas­ten­an­wei­sun­gen“ der NS­DAP-Reichs­pres­se­stel­le, die mitt­wochs über die Gau- und Kreis­pres­se­äm­ter an die Orts­grup­pen­pres­se­amts­lei­ter gin­gen und dem­nach ei­nen wö­chent­li­chen Wech­sel vor­sa­hen:

Nach diesen Weisungen sind die Pressekästen zu gestalten. […] Die Darstellungen im Pressekasten müssen immer eine Tendenz haben; das Kämpferische der Bewegung darf nie abflauen.

Der zu­stän­di­ge Orts­grup­pen­pres­se­amts­lei­ter konn­te an den Aus­hän­gun­gen HJ-An­ge­hö­ri­ge be­tei­li­gen, die er da­mit im Rah­men ei­ner „Vor­be­rei­ten­de[n] Mit­ar­beit an der Pres­se­nach­wuchs­fra­ge“ (Or­ga­ni­sa­ti­ons­hand­buch der NS­DAP 1939) zu Pro­pa­gan­da-Werk­zeu­gen mach­te. Am 16. Ok­to­ber 1941 wies der Gau­pres­se­amts­lei­ter die Kreis­lei­tun­gen an: „Die Hit­ler­ju­gend ist für die­se Ar­beit her­an­zu­zie­hen.“

Pres­se­käs­ten im Stadt- und Kreis­ge­biet 1939/​41

Auf­grund ei­ner An­fra­ge des Gau­pres­se­amts v. 8. Au­gust 1941 mel­de­ten die 18 NS­DAP-Orts­grup­pen im Stadt­ge­biet z. T. mit Adress­an­ga­ben etwa 85 „Pres­se­käs­ten“, dazu ka­men „Stür­mer“-Käs­ten und wei­te­re von SS, SA, HJ, BDM oder DAF. Die Orts­grup­pen Kö­nigs­brüg­ge und Schil­de­sche sta­chen mit je­weils 13 be­son­ders her­vor, was auch an ih­rer räum­li­chen Aus­deh­nung lie­gen kann; die Orts­grup­pe „Fritz Ho­mann“ in der Bie­le­fel­der In­nen­stadt mel­de­te kei­nen ein­zi­gen:

  • Arndt: 6
  • Fritz Homann: 0
  • Fröbel: 2
  • Gellershagen: 1
  • Heeper Fichten: 4 (+ 2 der HJ und 1 der DAF)
  • Horst Wessel: 5 (Wochenmarkt, Schlachthof, Kreishaus, Bückardtschule und Heeper Straße 116)
  • Johannisberg: 2 (Zahl von 1939; für den „Völkischen Beobachter“) (+ 1 für den „Stürmer“, + 1 der SA für den „SA-Mann“)
  • Kamphof: 3 (Städtisches Betriebsamt, Mellerstraße 46, Schildescher Straße 85/Ecke Theesener Straße)
  • Kesselbrink: 6 (3 betreut durch Dürkoppwerke, 2 durch DAF, 1 durch Mechanische Weberei; 2 weitere bei den Anker-Werken in Vorbereitung)
  • Königsbrügge: 11
  • Nebelstor: 2 (später 3)
  • Pottenau: 7
  • Schildesche: 13
  • Siegfried: 3 („frühere Stürmerkästen“; + 1 der SA und 1 der HJ)
  • Siekertor: 3 (Zahl von 1939; Detmolder Straße/Straßenbahnhaltestelle Landgericht, Detmolder Straße 13, Rohrteichstr. 13; + 1 Kasten HJ an der Detmolder Straße 13 à vormals OG Sparenberg)
  • Sieker-Stieghorst: 6 (1939: 4)
  • Sudbrack: 7
  • Wittekind: 2.

Mel­dun­gen für Orts­grup­pen im Ge­biet des Krei­ses Bie­le­feld (min­des­tens 25):

  • Osning (Brackwede): 2 (im August 1941 war noch Fehlanzeige gemeldet worden)
  • Teutoburg (Brackwede): 1
  • Brake: 1 am Bahnhof (dient „für den ´Stürmer´“)
  • Eckardtsheim: 1 (1939: 2 + 1 der SA)
  • Gadderbaum: 1 (Saronweg, Amtsgebäude) (+3 der DAF dort und am Eggeweg, + 1 für „Der Stürmer“ am Eggeweg)
  • Großdornberg: 1
  • Heepen: 4 (Postamt Heepen, Tieplatz Heepen, Kreisstraßenkreuzung Hillegossen-Oldentrup/Bechterdissen, Kreuzung Heepen-Milse/Altenhagen (am 1.4.1939 zur Ortsgruppe Milse)
  • Hillegossen: 1
  • Isselhorst: 0
  • Jöllenbeck: 0 (1939: + 1 der HJ)
  • Milse: 2
  • Quelle: 3
  • Senne I: 5
  • Senne II: ?
  • Ummeln: 3 (Gemeindebüro, Wirtschaft Schwentker/Gütersloher Straße (1939 = SA-Kasten), Wirtschaft  Gröppel/Gütersloher Straße, der seit 1933 genutzt, aber unbrauchbar war; + 2 der Ortsbauernschaft bei Gröppel und Mühle Volkmann, + 1 der HJ an der „Schule Mittel-Ummeln“).

Spur aufgenommen und Recherche
Dr. Jo­chen Rath
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld

Li­te­ra­tur

  • Der Pressekasten, ein Spiegelbild der Ortsgruppe, in: Der Hoheitsträger, Folge III, Dezember 1937, S. 9.
  • Hat die NSDAP. dem Volke nichts mehr zu sagen? Der Schaukasten als Propagandamittel, in: Unser Wille und Weg, Monatsblätter der Reichspropagandaleitung der NSDAP, Heft 6, Juni 1941, S. 31 (mit Wiedergabe einer Anordnung der NSDAP-Kreisleitung Oldenburg-Stadt).
  • Meisenburg, Karl Gerhard, Das alte Thema mit bleibender Bedeutung: Der Pressekasten. Das Aufklärungs- u. Propagandamittel der Kreise u. Ortsgruppen. Arbeit die sich immer lohnt – Große Wirkung durch kleine Mittel, in: NS.Pressebrief 1-2/1944, S. 2.
  • Der Pressekasten im Kriege, in: NS.Pressebrief 12/1944, S. 1.
  • Organisationsbuch der NSDAP., 2. Aufl. München, 1937, S. 304 u. 306, 5. Aufl. München 1939, S. 307; 7. Aufl. München 1943, S. 307.
  • Reibel, Carl-Wilhelm, Das Fundament der Diktatur: Die NSDAP-Ortsgruppen 1932-1945, Paderborn u.a. 2002, S. 136-139.

Quel­len

  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 210,44/Westfälische Neueste Nachrichten, Nr. 36,1: Rednermaterial, Rundschreiben des NSDAP-Gaupresseamts Westfalen-Nord, 1937-1942; Enthält u.a.: Herausgabe und Bewertung von Kreisheimatbriefen der Kreisleitungen für die Frontsoldaten, 1942; allgemeine Anweisungen zu Pressekästen der Ortsgruppen.
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 210,44/Westfälische Neueste Nachrichten, Nr. 36,3: Rednermaterial, Rundschreiben des NSDAP-Gaupresseamts Westfalen-Nord, 1937-1942; Enthält u.a.: wöchentliche Pressekasten-Weisungen der Reichspressestelle/des Gaupresseamts, 1941-1943; Artikel „So arbeitet der Presseamtsleiter”, Frankfurter Volksblatt (v. Juni 1941?).
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 210,44/Westfälische Neueste Nachrichten, Nr. 40: Mitteilungen der Ortsgruppen an die Kreisleitung Bielefeld-Halle, Kreispresseamtsleiter Dr. Walter Goch, 1938-1944; Enthält u.a.: Meldungen über die Berufung von Ortsgruppenpresseamtsleitern (u.a. Victor Tuxhorn für die Ortsgruppe Schildesche, 1941), Pressekästen und Stürmerkästen, die Führung von Ortsgruppenchroniken und Ehrenbüchern für Gefallene und Bestellungen von Zeitungen für Soldaten.
Veröffentlicht am und aktualisiert am 29. November 2021

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