Fest im Glauben – Ermordung von Frieda Laarmann in Auschwitz

Frieda Laarmann; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 300,007/Kleine Erwerbungen, Nr. 1080.
3. November 1942
Haller Weg 73, 33617 Bielefeld

Eine junge Frau in Bielefeld

Eine mutige Christin und „Bibelforscherin“ (Zeugen Jehovas), die auch während ihrer Haft an ihrem Glauben festhielt, war eine junge Frau aus Bielefeld. Sie hieß Frieda Laarmann und wurde am 1. Januar 1902 in Münster geboren. Mit 15 Jahren zog sie zusammen mit ihren Eltern Gustav Laarmann und Auguste Laarmann, geborene Düstersieg, nach Bielefeld. Die Eltern starben bereits 1923 und 1926. Am 5. Mai 1938 wurde Frieda Larmann zusammen mit ihren jüngeren Schwestern Auguste (geboren am 1. Juli 1903) und Martha (geboren 24. März 1909, später Kahmann) von der Bielefelder Gestapo verhaftet und im Dezember 1938 von einem Sondergericht zu Lagerhaft im KZ Ravensbrück verurteilt – Auguste und Martha Laarmann wurden nach sechs Wochen wieder freigelassen. Frieda hatte ihre Wohnung für die Herstellung des „Wachturms“ zur Verfügung gestellt. Im August 1942 wurde sie nach Auschwitz verbracht und am 3. November ermordet. Erhalten sind ein persönlicher Brief verfasst am 28. Juli 1940 und ein Foto sowie der Vermerk des Lagers Ravensbrück, dass man ihr das Privileg des Briefeschreibens genommen hat.

An Frieda Laarmann erinnert heute ein Stolperstein, der vor ihrem Elternhaus am Haller Weg 73 verlegt wurde.

„Freiwillige“ Verfolgung

Erst in den 1990er Jahren setzte die Forschung und Aufarbeitung zu der Verfolgung der „Zeugen Jehovas“ ein. Seit 1931 bezeichneten sich die „Ernsten Bibelforscher“ als „Zeugen Jehovas“ und seit 2006 ist die Glaubensgemeinschaft eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Fast unmittelbar nach der „Machtergreifung“ setzte die Verfolgung der Mitglieder ein, stand doch wie bei keiner anderen religiösen oder politischen Gruppierung die Weltanschauung so diametral dem NS-Staat gegenüber. Einige Historiker stellen sogar Vergleiche zu der Judenverfolgung an. Es gibt allerdings einen Unterschied: Als „Zeuge Jehovas“ bestand die Möglichkeit, die „Abschwörungserklärung“ zu unterschreiben, aber nur sehr wenige nutzten diese Chance und damit ihr Leben zu retten. So zahlten die „Zeugen Jehovas“ einen hohen Blutzoll im NS-Regime (10.000 von 25.000 Zeugen wurden inhaftiert und 1.200 Zeugen ermordet).

Spur aufgenommen und Recherche
Diana Molt, B.A.

Literatur

  • Garbe, Detlef, Zwischen Widerstand und Martyrium, München 1997.
  • Minninger, Monika, Eine bekennende „Kirche“, Zur Verfolgung von Zeugen Jehovas in Ostwestfalen und Lippe, Bielefeld 2001.

Quellen

  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 109,003/Amt für Wiedergutmachung, Nr. C 9.
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 109,003/Amt für Wiedergutmachung, Nr. C 11.
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 200,110/Nachlass Monika Minninger, Nr. 73.
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 300,007/Kleine Erwerbungen, Nr. 1080.
Veröffentlicht am und aktualisiert am 10. Dezember 2021

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