Das Projekt Stolpersteine in Bielefeld

Kontakt
Ansprechpartnerin: Dr. Christine Biermann
Anschrift: Graf-von-Galen-Str. 62, 33619 Bielefeld
Telefon: 0521/131257
Webseite: www.stolpersteine-bielefeld.de
E-Mail: info@stolpersteine-bielefeld.de

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist” – zitiert der Künstler Gunter Demnig eine jüdische Lebensweisheit.

Mit 10 x 10 x10 cm großen Betonwürfeln, in die eine glänzende Messingplatte eingelassen ist, auf dem Gehweg vor den Häusern, in denen einst jene Menschen wohnten, die der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zum Opfer fielen, hält Gunter Demnig – der „Erfinder“ und Künstler der Stolpersteine – die Erinnerung an diese Menschen weiter lebendig. In den meisten Städten sind es verschiedene Opfergruppen, an die erinnert wird: Jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, Sinti und Roma, Mitglieder von Gewerkschaften und politischer Parteien, an religiös Verfolgte, an Homosexuelle oder einfach nur mutige Menschen, die Widerstand leisteten. Die Stolpersteine enthalten unter der Überschrift HIER WOHNTE knappe Hinweise auf den Namen, das Geburtsjahr, manchmal auch das Todesjahr und den –ort, und sollen damit die Passantinnen und Passanten gedanklich über ein menschliches Schicksal „stolpern” lassen.

Für Gunter Demnig, der seit Anfang der 1990er Jahre sein Stolpersteinprojekt umsetzt, ist entscheidend, dass das Gedenken in unsere Lebensmitte gerückt wird und Erinnerungsmale nicht weitab liegen, wie die zahlreichen nach 1945 entstandenen Gedenkstätten und Mahnmal. War das nachbarschaftliche Zusammenleben bis 1933 völlig intakt und dann, auf einmal war die Nachbarwohnung leer, die Nachbarn weg, Möbel und Einrichtungsgegenstände wurden abgeholt und niemand soll etwas gewusst haben; das bleibt für den 1947 in Berlin geborenen Künstler unbegreifbar, und dieses Unbegreifbare ist sein Antrieb, die Erinnerung nicht verlöschen zu lassen.

Seit 1995 werden diese Steine als ein „Dezentrales Mahnmal Europas” von dem Künstler verlegt. 25 Jahre später sind es bereits über 80.000 Steine in 26 Europäischen Ländern.

Seit Mai 2005 sind auch in Bielefeld in 28 Aktionen bisher insgesamt 187 Stolpersteine verlegt worden (Stand November 2021). Stolpersteine sollen auch in Bielefeld an Opfer des Nazi-Regimes erinnern. Damit werden auch die Stolpersteine in Bielefeld Teil der lokalen Erinnerungskultur dieser Stadt. Seit 2018 ist die Initiativgruppe zu einem gemeinnützigen Verein geworden. Ein Kreis von fünf Frauen bildet den aktiven Teil dieses Vereins, weitere Mitglieder engagieren sich punktuell. Ein- bis zweimal im Jahr werden Verlegungen vorbereitet und durchgeführt.

Uns ist es ein besonderes Anliegen neben der Erinnerung an die einzelnen Personen, insbesondere bei Schülerinnen und Schülern demokratisches Engagement gegen aktuelle Ausgrenzungen und Verfolgung anzuregen. Dazu arbeiten wir bereits mit vielen Bielefelder  Schulen regelmäßig zusammen, weitere wollen wir einbeziehen. Mögliche – auch schon erprobte – Formen der pädagogischen Erinnerungsarbeit sind:

  • Die Recherche zu den Opfern, die Erstellung von Biografien, wie z.B. in sogenannten Jahresarbeiten – URL 
  • Die Recherche, um das Verlegen von Steinen anzuregen und mitzugestalten – URL
  • Die künstlerische Umsetzung und Verarbeitung, Aneignung in Szenen, Texten etc. – URL
  • Das Putzen der Steine als Geste, Anregung, haptische Erfahrung – URL

Neben der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern ist uns die regelmäßige Zusammenarbeit mit der Stadtgesellschaft, z.B. mit Heimatvereinen, Bezirksvertretungen, politischen Aktionen bzw. Gruppen, z.B. dem Bündnis Gegen Rechts, aber auch Einzelpersonen sehr wichtig. In diesem Sinne kooperieren wir z.B. mit der VHS zusammen, indem wir mehrfach im Jahr Stadtgänge für Frauen zu einigen Stolpersteinen mitgestalten. Weitere Kooperationen finden im Rahmen von Ausstellungen statt, z.B. bei der Ausstellung „Frauen im Widerstand“ und „Krankenmorde“, die beide 2022 in der VHS eröffnet werden.