Ida Nathan geb. Moses war am 26. April 1887 in Rengsdorf geboren. Als zweite Frau von Hermann Nathan, geboren am 13. Mai 1875 in Bornheim heirateten sie am 4. März 1931 in Bielefeld. In erster Ehe war Hermann Nathan mit Mathilda Nathan geb. Neuhaus, geboren am 19. Juli 1875 in Herbern, verstorben am 26. Januar 1930, verheiratet. Edith Nathan (später Blach), geboren am 30. Juli 1908 in Lichtenberg, war die gemeinsame Tochter. Ida und Hermann Nathan blieben kinderlos.
Zusammen mit Lotte Moeller gründete Ida am 19. Juli 1921 den Modesalon Moeller und Co. in der Rathausstraße 12. Nach zweijähriger Pause übernahm sie das Geschäft am 10. April 1931. Die Prüfung als Damenschneiderin vor der Handwerkskammer Bielefeld legte sie noch am 21. August 1934 erfolgreich ab. Das Geschäft wurde am 1. Juni 1938 abgemeldet (vermutlich aufgegeben). Sie betrieb die Damenschneiderei in den eigenen Wohnräumen (Bleichstraße 3) bis zum 1. Januar 1939 fort.
Hermann Nathan war Abteilungsleiter des Kurzwarenlagers der Firma Alsberg (später Kurt Opitz KG). Mit Mathilda und Edith wohnte er in der Bleichstraße 3 – sie verzogen zwischen 1925 und 1930 mehrmals nach Düsseldorf, Hannover und Dortmund. Ida Nathan lebte seit dem 15. März 1931 in der Bleichstraße 3.
Am 27. Mai 1941 mussten sie in das „Judenhaus“ Lützowstraße 10 einziehen, wo auch ihre Schwester und vermutlich weitere Verwandten bis zu ihrer Deportation am 10. Juli 1942 wohnten. Dort nahm sich Hermann am 29. April 1942 das Leben („Tod durch Erhängen“). Ida wurde zum 8. Mai 1945 für tot erklärt.
Die Forschung ordnete Ida Nathan lange als Deportierte nach Theresienstadt am 31. Juli 1942 ein: Ein offensichtlich nach Kriegsende aufgebrachter Eintrag auf der Meldekarte des Einwohnermeldeamts Bielefeld weist sie am 31. Juli 1942 als „vermutlich nach Theresienstadt“ verzogen aus, ein weiterer Vermerk konkretisiert „verschleppt“; auch das Hausbuch Lützowstraße 10 hält Theresienstadt fest (31. Juli 1942) fest. Jedoch schon am 15. Juli 1942 wies sie das Finanzamt Bielefeld als „nach dem Osten abgeschoben“ aus.
Die Meldekarte für Hermann Nathan, auf der Ida geführt wurde, ist überwiegend maschinenschriftlich verfasst. Es ist daher zu vermuten, dass diese mit dem Umzug in die Lützowstraße neu erstellt wurde und das Original verloren ging oder vernichtet wurde. Da die Deportation nach Auschwitz am 10. Juli 1942 von der Gestapo geheim gehalten wurde, ist es wahrscheinlich, dass die „Evakuierung“ von Ida Nathan nachträglich fälschlicherweise auf den 31. Juli 1942 nach Theresienstadt amtlich datiert wurde. Mögliche Verwandte (Klara, Kurt und Irma Moses) werden für den 11. Juli 1942 als nach Warschau geführt – das Ziel war jedoch Auschwitz. Hierauf deutet auch ein Schreiben des Einwohnermeldeamtes Bielefeld von 1951, in dem es heißt, dass eine Abmeldung von Ida Nathan nicht erfolgt und die Meldekarte zu berichtigen sei.
Die Meldung des Finanzamtes und die Tatsache, dass Ida Nathan in der Eingangsliste der über Bielefeld am 31. Juli 1942 nach Theresienstadt deportierten Jüdinnen und Juden nicht geführt wird, legen nahe, dass sie schon am 10. Juli 1942 nach Auschwitz deportiert und dort vermutlich, wie die anderen Insassen des Zuges, umgehend ermordet wurde.
Ida Nathan wurde auch mit der namensgleichen Ida Meyer, geb. 15. April 1891, Berlin, oder Ida Rosenberg, geb. 2. April 1876, Horneburg verwechselt, die Mitte 1944 in Theresienstadt verstarben.
Spur aufgenommen und Recherche
Jan-Willem Waterböhr M.A.
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld
Thomas Freier
Statistik des Holocaust
Literatur
Quellen